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Joel Johnson hat sich schnell an die neue Umgebung gewöhnt: „Wir haben einen tollen Teamgeist. Und ich fühle mich schon erstaunlich wohl.“

Das ging schnell: Nur ein paar Tage vorher hatte unser neuer Shortstop sich noch als Contact Hitter charakterisiert: „Ich versuche, die Bälle hart zu treffen, ich versuche einen guten Schwung, aber lieber haue ich einen Grounder als einen Flugball, der leicht zu fangen ist“, sagte Joel Johnson im Interview. „Wahrscheinlich werde ich nicht viele Homeruns schlagen.“ Den ersten hat der 23-Jährige jetzt geschafft, im Testspiel gegen die Regensburg Legionäre über das Leftfield, freilich nicht gegen die Bundesligaprominenz der Legionäre, sondern gegen einen Nachwuchspitcher.

Johnson hat sich schnell eingelebt in Mainz, angesichts dessen, dass er zum ersten Mal außerhalb der Vereinigten Staaten spielt („außer in Kanada, aber das gilt nicht“), in einer Baseballkultur, die sich von der eigenen im US-Staat Washington in vielen Dingen unterscheidet. „Es ist beeindruckend, wie gut das Team zusammenhält“, staunt der Shortstop. „Das ist ganz anders als in den Staaten, wo man mehr für sich arbeitet, mehr im Wettbewerb mit den anderen Teammitgliedern steht. Wir haben einen tollen Teamgeist, eine gute Chemie. Es macht Spaß, zu beobachten, wie jeder auf seine Weise dazu beiträgt.“ Der größte Unterschied liegt natürlich im Trainingsaufwand und im Spielplan. „Während der Saison haben wir täglich gespielt“, sagt Johnson, „danach drei-, viermal wöchentlich. Es ist schon ein großer Unterschied, gegen einen echten Pitcher anzutreten, der das Aus machen will.“

Johnson sieht sich primär als Defensivspieler: „Ich werde mich vor allem darauf konzentrieren, Grounder zu fielden und den Pitchern ihren Job leichter zu machen. Darüber hinaus? Schwer zu sagen. Ich will versuchen, den Verkehr im Infield zu regeln, zu dirigieren, in welche Richtung die Plays gehen, zu organisieren, zu kommunizieren. Ich bin recht laut auf dem Platz, ich halte mich nicht sehr zurück. Ich muss jetzt rausfinden, was unseren Pitchern hilft.“

Das Potenzial seines neuen Shortstops kann unser Coach noch nicht so recht einschätzen. „Wir hatten bisher wenig aussagekräftige Spiele“, sagt Ulli Wermuth. Über einen Amerikaner auf dieser anspruchsvollen Position ist der Coach zunächst froh. „Europäer haben einfach nicht diese Erfahrung“, erklärt Wermuth. „In den USA spielt man schon als Kind viel. Für Deutsche ist es schwer, das mitzubringen. Ich bin ein großer Fan von Nici Weichert. Ich hoffe, dass er mit 30 Jahren Stammspieler eine unumstrittene Stammkraft als Shortstop der Nationalmannschaft sein wird.“ Noch ist Weichert, unser Shortstop der vergangenen Saison, 23 Jahre jung. „Im Infield wird er auch in diesem Jahr eine wichtige Rolle spielen“, kündigt Wermuth an.

Johnson soll Zeit bekommen, sich in Europa einzugewöhnen, wobei er dank seiner neuen Kollegen offenbar nicht viel Zeit braucht: „Ich fühle mich schon erstaunlich wohl in dieser Region und mit den Leuten hier“, erklärt der US-Amerikaner. „Ich war schon mit ein paar Jungs in der Stadt unterwegs, mit Julius und mit Peter, der die Stadt wie seine Westentasche kennt.“

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Peter Johannessen scheint Spaß daran zu haben, feste gegen Dinge zu hauen: „Smashing things up“ beschreibt der Schwede seinen normalen Beruf. Gegen Regensburg schlug er seinen ersten Homerun des Jahres.

Mehr oder weniger, denn Peter, Peter Johannessen, der Rückkehrer nach zwei Jahren in Schweden, musste eingestehen, in seinen ersten beiden Saisons bei den Athletics noch nie im Dom gewesen zu sein. Das holte der Outfielder jetzt erst nach, „und zwar ohne in Flammen aufzugehen!“, wie Johnson scherzte. „Ich fand es toll in Mainz“, erklärt Johannessen. „Meine besten Freunde sind hier. Und hier wird Baseball nicht so gespielt wie in Schweden, hier ist der Wettkampf viel ausgeprägter.“ 2011 und 2012 spielte der Schwede schon im Mainzer Leftfield. Auch 2013 wollte er an den Hartmühlenweg kommen, aber die Familienplanung kam dazwischen.

Der neue Kontakt kam im vergangenen Spätsommer im Rahmen des EM-Vorbereitungsspiels der deutschen Nationalmannschaft gegen Schweden in Mainz zustande. „Wir wussten schnell: Wenn es eine Möglichkeit gibt, Peter zurückzuholen, werden wir nicht zögern“, erklärt Wermuth. Tatsächlich konnte sich Johannessen, der zwischenzeitlich sein Geld in der schwedischen Baubranche verdiente („Dinge kaputthauen“ beschreibt er seinen Beruf), über den Sommer frei nehmen. Gegen Regensburg stand er mit Rightfielder Mike Larson und Centerfielder Julius Spann – Stammspieler Kevin Kotowski ist verletzt, soll aber rechtzeitig zur Generalprobe am 28. März in Bonn wieder spielen können – im Outfield und schlug als Fünfter in der Batting Order seinen Comeback-Homerun über das Rightfield. cka

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