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Der Pickoff-Versuch misslingt – aber wenigstens geht der Ball nicht verloren. Ein Fehlwurf des Regensburger Pitchers Gianny Fracciolla in ähnlicher Situation führte am Freitagabend unmittelbar zu unserem zweiten Run.

Wahrscheinlich fühlt es sich besser an, wenn wir wieder auf normale Betriebstemperatur abgekühlt sind. Viermal haben wir nun gegen die Regensburg Legionäre verloren, in den Heimspielen dieses Wochenendes 5:6 und 3:11. 2007 waren vier Niederlagen gegen Regensburg kein Grund, nicht trotzdem Deutscher Meister zu werden – dieses Jahr wird es zumindest trotzdem für die Playoffs reichen. Die bloßen Ergebnisse tun weh, jedes auf seine ganz eigene Art, aber auch dank des Auswärtssiegs der Tübingen Hawks in Stuttgart sieht die Tabelle immer noch gut aus. Kurze Hochrechnung: Wenn die Stuttgart Reds jetzt alles gewinnen – zweimal in Regensburg, zweimal in Bad Homburg -, dann müssen wir in Haar, in Tübingen und zuhause gegen Tübingen insgesamt vier Siege holen. Für jede Niederlage der Reds können wir uns auch eine leisten. Zwei Siege – oder zwei Niederlagen der Tornados – reichen, um auch Mannheim endgültig hinter uns zu lassen. Und morgen, nach den Spielen der Disciples gegen Heidenheim, wissen wir, wie sehr wir am kommenden Spieltag Haar angreifen können.

Und doch überwiegt noch der Ärger unserer Spieler und Coaches über die beiden Niederlagen. Die zweite ist zu hoch für unseren Geschmack. Die erste hätte überhaupt nicht sein müssen. „Die Ergebnisse sind nicht einfach hinzunehmen“, sagt unser Infielder Max Boldt. „Am Freitag haben wir gesehen, dass wir auch den Tabellenführer schlagen können. Wenn wir ein bisschen mehr Glück haben, dass ein Ball anders fällt… Im achten Inning hatten wir zwei Läufer auf Base. Wenn wir einen Hit mehr haben, haben wir zwei Runs mehr. Und das Spiel theoretisch gewonnen.“

Dieses zweite Inning am Freitagabend, als der Hartmühlenweg sich endlich ein bisschen abgekühlt hatte, begann mit einer 3:2-Führung der Legionäre. Pascal Amons Triple ins Centerfield war die Basis für zwei weitere Punkte der Gäste. „Mit besserem Coaching hätte ich das abwenden können“, sagt Ulli Wermuth. „Ich habe vor dem Schlag die Outfielder weiter rein geholt und zack! Fliegt ihnen der Ball über den Kopf. Das ist bitter.“

Aber es war noch lange nicht die Niederlage in einem umkämpften, in Phasen hochklassigen Bundesligaspiel. Unsere Defensive hatte mit sieben Aus hintereinander begonnen, die Offensive früh das 1:0 besorgt: Leadoff Kevin Kotowski walkte im ersten Inning, Marcel Schulz rannte nach seinem Single so wild zwischen der ersten und zweiten Base herum, dass er selbst zwar am Ende aus war, Kotowski aber auf der dritten Base. Max Boldts Flugball ins Centerfield reichte unserem Outfielder für den ersten Run des Abends.

Erst im dritten Inning brachten die Legionäre auch ihren ersten Runner des Abends mit ein bisschen Kleinarbeit ins Ziel – 1:1. Weitere Chancen waren da, zunächst für die Gäste, die im vierten und fünften Inning jeweils bei einem Aus die dritte Base besetzt hatten, aber nicht scorten. Unsere Offensive litt derweil unter den diversen Doubleplays der Regensburger. Und unser eigener Doubleplay-Versuch im sechsten Inning ging prompt schief. Die Regensburger brachten ihre ersten beiden Angreifer direkt auf die dritte und zweite Base. Wir besetzten auch die erste mit einem Intentional Walk. Und schafften das Aus an der zweiten Base – aber kein weiteres, weil der Runner Chris Howard unseren Shortstop Joel Johnson mit einer harten Grätsche abräumte – ein bisschen unhöflich vielleicht, aber legal. Der Lead Runner Ludwig Glaser war sowieso schon über alle Berge, Kai Gronauer nutzte die Chance, um ebenfalls zu scoren.

Unsere Offensivhälfte des sechsten Durchgangs ging los mit einem Basehit von Marcel Schulz. Bevor der nächste Ball geschlagen war, war unser Outfielder schon zum 2:3 an der Homeplate – ein Pickoff-Versuch ging fürchterlich schief, der Pitcher überwarf die erste Base, auch der Rettungswurf an die dritte Base kam nicht an.

Und als es im achten Inning endlich ein bisschen kühler wurde, mischte sich das Publikum ein ins Spiel. Es wurde laut am Hartmühlenweg, der mühelos das nicht so ferne Konzert der Fantastischen Vier übertönte. Marcel Raab, eingewechselt für den an der Ferse verletzten Kotowski, war zwar schnell aus, aber bald waren Schulz und Peter Johannessen auf Base. Und nach zwei Doubles von Mike Larson und Jonathan Wagner stand es 5:5. Und zumindest Wagner hätte auch noch gescort, wenn nicht der an diesem Abend überhaupt nicht fehlerfreie Matt Vance das schwierige Play nach Joel Johnsons Schlag geschafft hätte.

Schon im neunten Inning ging Regensburg aber wieder in Führung. Und noch eine Antwort fand unser Team nicht. „Können wir nicht einmal in so einem Spiel als Gewinner durchrutschen“, hat Jürgen Klopp einst gefragt nach einer unglücklichen Niederlage. „Das wäre mal schön“, sagte dazu Max Boldt. „Regensburg ist genau der Gegner, mit dem wir uns messen wollen. Wir wollen uns nicht mit dem Vierten oder Fünften messen, gerade hinsichtlich der Playoffs, in denen wir jeden schlagen können wollen. Darum ärgern wir uns so über das Ergebnis.“

Regensburg Legionäre  0 0 1 0 0 2 0 2 1   6
Mainz Athletics       1 0 0 0 0 1 0 3 0   5

CF K. Kotowski (1 Run/0 RBIs, 7. RF M. Raab), RF Schulz (2/0, 7. CF), LF Johannessen (1/0), 1B Boldt (0/1), DH Larson (1/1), C Wagner (0/1), 3B L. Stöcklin, SS Johnson, 2B Weichert – P J. Stöcklin (5.2 P Möller).

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…and he’s safe! Mike Larson, der beste Mainzer an diesem Wochenende, gewinnt das Rennen gegen den Ball und gegen Matt Vance.

Das zweite Spiel war am Samstagmittag eine ganz andere Herausforderung. Zwar wurden die angekündigten 40 Grad offenbar doch nicht erreicht; die Bedingungen waren dennoch grenzwertig. Jan-Niclas Stöcklin – der natürlich sowieso nicht gespielt hätte – und Timmy Kotowski machte die Hitze zu sehr zu schaffen, beide fielen aus. Kevin Kotowski fehlte wegen seiner Fußverletzung, Christian Decher wegen seines Studiums. Und der restlichen Mannschaft ging es zumindest nicht so gut. „Wir haben es gerade so überstanden“, sagte Boldt. „Bei mir ging es einigermaßen, bei anderen nicht so gut. Auch die Regensburger hatten ihre Schwierigkeiten. Aber wir haben uns durchgebissen.“

Mehr schlecht als recht freilich: „Wir hatten heute keine Chance“, sagte Wermuth. „Klar, wir sind auf 3:6 herangekommen, da fühlt es sich an, als ginge doch etwas, aber am Ende wraen vor allem die Pitcher nicht stark genug. Wir haben zu viele Walks abgegeben. Wenn Mackey, Stahlmann und Raab über je drei Innings ihre beste Leistung bringen, ist es ein Baseballspiel. Weil keiner in Topform war, war der Sieg relativ schnell außer Reichweite.“

4:0 (und nach Joel Johnsons Solo-Homerun 4:1) führten die Regensburger im dritten Inning. 6:3 nach vier, 9:3 nach dem fünften. „Regensburg war richtig gut“, sagte Boldt, „aber ich würde gern sehen, dass wir auch bei einer solchen Niederlage guten Baseball spielen. An der Platte haben wir uns nicht schlecht verkauft, aber gute Chancen nicht genutzt. Und elf Runs abzugeben, das ist zu viel.“

Daher sprach auch Wermuth von einem auf ganzer Linie enttäuschenden Wochenende. „Bei zwei Niederlagen kann ich nicht zufrieden sein“, sagte der Coach. „Das kratzt ein bisschen am Ego. Immerhin hat sich Mike Larson wieder sehr gut präsentiert. Martin Kipphan haben wir kurzzeitig reaktiviert, den alten Fuchs, den Veteran. Und mit dem Wetter sind wir ganz gut klargekommen. Ich hätte mir nicht vorstellen können, Wagner einen Doubleheader catchen zu lassen, aber auf unserem Niveau gehören die der Vergangenheit an.“

Regensburg Legionäre  0 0 4 2 3 1 0 1 0   11
Mainz Athletics       0 0 1 2 0 0 0 0 0    3

SS Johnson (1 Run/1 RBI), CF Schulz, LF Johannessen, 1B Boldt (1/0, 7. 2B), DH Larson (1/0), C Wagner, 3B L. Stöcklin (0/2), RF M. Raab, 2B Weichert (7. 1B Kipphan) – P Mackey (4. P Stahlmann, 6. P P. Raab, 8. P Möller).

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