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Das Ende eines großen Comebacks nach der Niederlage gegen Mannheim: Unser Bundesligateam freut sich über zwei Siege gegen die Reds.

So ein Comeback wünscht man sich doch nach einem so verpatzten Spiel wie dem 4:8 gegen die Mannheim Tornados vor einer Woche: Die Stuttgart Reds kamen nach Mainz und wir gewannen zweimal in sechseinhalb Innings: 12:2 und 13:1.

Ein bisschen komplizierter als gedacht war’s schon: Aus eben nicht heiterem Himmel hatten wir heute plötzlich einen Doubleheader gegen die Reds vor der Nase. Das Samstagsspiel ist nur knapp vier halbe Innings alt geworden, dann zuckte am Horizont der zweite Blitz und die Schiedsrichter brachen die Partie ab. Sportlich war es nicht der größte Verlust – es stand noch 0:0, wir hatten gerade Max Boldt auf der zweiten Base, wo vorher schon ein Runner der Reds hängengeblieben war, aber mehr war noch nicht passiert. Tim Stahlmann hatte vier Strikeouts geworfen, unsere Offensive den Ball zwar geschlagen, aber nicht aus dem Infield hinaus bekommen.

So ging’s am Sonntag noch einmal von vorne los, erst einmal mit großem Amüsement seitens der Reds. Denen ist kürzlich erst der starke US-Pitcher David Rider verloren gegangen. Eine Meniskusverletzung nimmt den Starter, gegen den wir im Auswärtsspiel keinen Run geschafft hatten, längerfristig aus dem Spielbetrieb. Auf die Schnelle mussten die Reds einen Ersatz holen, der 22-jährige Wayne Wages kam erst vor wenigen Tagen direkt aus dem Spielbetrieb der Georgia State Panthers in die Bundesliga – eigentlich zu spät, um in den Playoffs spielberechtigt zu sein. Wages muss auch in den Spielen mit deutschem Pitching eingesetzt werden, stand daher (wie bei uns vor ein paar Jahren Keigo Miyagi) nur der Form halber als Outfielder in der Startaufstellung, sollte sich einen Pitch ansehen und dann ausgewechselt werden – und tat das nicht. Sondern schlug diesen ersten Pitch hart zum Single ins Centerfield. Das war nicht seine Aufgabe. Aber man nimmt’s natürlich mit.

Wages war jedoch lange der einzige Stuttgarter, der es auf Base schaffte. Geschenkte Bases, Walks gab es im ersten Spiel gar nicht, im zweiten nur zweimal für die Reds. Die trafen zwar die Pitches von Tim Stahlmann immer mal wieder, aber dessen Verteidigung ließ sich davon nicht weiter beeindrucken, machte die Plays ohne große Probleme. Erst im fünften Inning, nach Stahlmanns drittem und viertem Strikeout, kamen der zweite und dritte Hit der Reds und ihr erster Run – zum 1:12.

Wir hatten mal wieder sofort gescort: Leadoff Kevin Kotowski kam mit einem Walk auf die erste Base, kam nach Peter Johannessens Schlag zur dritten und durch Max Boldts Single über die Platte zum 1:0. Im zweiten Inning gelang nichts, im dritten alles: Wieder ging es los mit Kotowski, der durch einen Error die erste Base erreichte. Peter Johannessen brachte seinen Outfield-Kollegen mit einem Double zum 2:0 heim und scorte selbst nach Thomas de Wolfs Single. Dieser kam wiederum durch einen Fehler bis zur dritten Base, machte durch Max Boldts Single das 4:0. Nach dem folgenden Walk für Mike Larson nahmen die Stuttgarter ihren 16-jährigen Starter Matthias Schmitt schon aus dem Spiel. Natürlich machte es die Aufgabe nicht schwieriger, dass der Reds-Starter Hagen Rätz verhindert war; Schmitt zeigte Talent, aber ihm fehlte die Erfahrung, um die angriffslustige Mainzer Offensive im Griff zu haben. „Wir haben die Siege dringend gebraucht“, sagte de Wolf, „und wir hatten uns hart vorbereitet auf diese Schlacht. Das Ergebnis sieht man auf dem Scoreboard.“

Jonathan Wagner schickte mit einem Single noch Boldt und Larson über die Platte, es stand 7:0 nach drei Innings und 12:0 nach dem Vierten. Unter anderem durch ein Double von Larson und Singles von Lennard Stöcklin, Wagner, des grandiosen Nici Weichert, von Kotowski und von Johannessen gab es fünf weitere Runs. Die Reds schafften nach ihrem ersten Punkt noch einen zweiten, dann beendeten Stahlmann und am Ende Manuel Möller das Spiel im siebten Inning.

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Tim Stahlmann hatte die Offensive der Stuttgart Reds gut unter Kontrolle.

„Wir haben gezeigt, dass wir Aspiranten sind, um im Süden ganz oben mitzuspielen“, sagte Stahlmann. „Die Jungs haben einen guten Job gemacht, wir haben den Reds keine Chance gegeben, ihre Stärken auszuspielen.“ Stahlmann hatte nach den beiden Innings des Vorabends schon im fünften Durchgang erste Müdigkeit gespürt. Das sechste hielt der Nationalspieler, der den angeschlagenen Janni Stöcklin gut vertritt, noch durch; nach dem 2:12 hatte er zwar Runner auf der zweiten und dritten Base, ließ sie dort aber mit drei Strikeouts stranden. Die Auswechslung vor dem letzten Aus war abgesprochen: „Wenn Stuttgart im siebten einen Mann auf die Base bekommt, gehe ich raus“, erklärte Stahlmann. Chris Mortimer schaffte das mit einem Hit über den Second Baseman, „das sind die unangenehmsten Hits für Pitcher“, sagte Stahlmann. Möller erledigte den Rest schnell.

Stuttgart Reds  0 0 0 0 1 1 0 - -  2
Mainz Athletics 1 0 6 5 0 0 - - - 12

CF K. Kotowski (2 Runs/1 RBI), LF Johannessen (1/1), 1B de Wolf (2/1), C Boldt (1/2), RF Larson (2/0), 3B L. Stöcklin (1/2), DH Wagner (2/2), 2B Dickman (1/0), SS Weichert (0/2) – P Stahlmann (im 7. P Möller).

Im zweiten Spiel führten die Reds auf der Stelle 1:0. Der Hit des Spielertrainers Gavin Ng brachte diesen durch einen Error im Infield direkt an die zweite Base. Sacrifice Hits von Xavi González und Gary Owens bedeuteten den ersten Run der Stuttgarter in dieser Partie – und den einzigen.

Wages wiederum hatte Probleme, ins erste Inning zu kommen, „so wie das bei Startern manchmal ist“, sagte Coach Ulli Wermuth. Der neue Pitcher begann zwar mit einem Strikeout gegen Kotowski, es folgten aber: Single Johannessen, RBI-Single de Wolf, Walks für Boldt und Larson, 2-RBI-Double Lenny Stöcklin, Strikeout gegen Wagner, 2-RBI-Single Lucas Dickman, noch ein Double von Weichert – 5:1. „Und das ist ein Genickbrecher“, sagte Wermuth, „wenn der Gegner Eric Massingham auf dem Mound hat.“

Wages fing sich, warf zwei Innings mit zwei Hits, aber keinen Runs, kassierte im vierten von Kotowski und Johannessen die nächsten beiden Runs. De Wolf kam zwar auch über die Platte, aber das war nichts wert; das Stuttgarter Doubleplay gegen Larson und Stöcklin überbot den Run. Im fünften Inning ging es aber direkt wieder los mit einem Walk für Dickman, dem zweiten Double Weicherts, Hits von Kevin Kotowski und Johannessen, einem Error im Outfield – drei Runs, Pitcherwechsel, Walk, 2-RBI-Double von Boldt gegen den Reliever. 12:1, was für die Ten-Run-Rule schon gereicht hätte. Singles von Dickman, Weichert und Kotowski schickten aber noch einen dreizehnten Mann über die Platte.

„Das Erfreulichste ist, dass wir 30 Hits geschlagen haben“, sagte Wermuth. „Wages ist ein guter Pitcher, aber wir haben uns am Schlag sehr gut präsentiert und jeden seiner Fehler direkt bestraft. Das hat in der Vergangenheit nicht immer funktioniert. Nici Weichert, den ich vor der Saison hoch gelobt habe, hat sehr gut gehauen, so muss das sein. Und die Leistung meiner Starter war herausragend.“

Nun geht es zu den Haar Disciples, die gerade erst zweimal die Heidenheim Heideköpfe geschlagen haben. Das wird schon wieder interessant. cka

Stuttgart Reds  1 0 0 0 0 0 0 - -  1
Mainz Athletics 5 0 0 2 5 1 - - - 13

CF K. Kotowski (2/2), LF Johannessen (3/1), 1B de Wolf (2/1, 6. RF), C Boldt (1/3), RF Larson (1/1, 6. 1B Kipphan), 3B L. Stöcklin (1/2), DH Wagner, 2B Dickman (2/2), SS Weichert (1/0) – P Massingham (6. P Möller).