Da war das Spiel noch jung. Und unsere Coaches Don Freeman und Ulli Wermuth ahnten noch nicht, wie spät sie nach Hause kommen würden.
Don Freeman und Ulli Wermuth beim vorletzten Heimspiel gegen die Heidenheim Heideköpfe. Die Schlacht in der Osternacht dauerte fünf Stunden, dann erst hatten wir sie gewonnen. Das Ergebnis darf sich gern wiederholen, nur dürfte es etwas schneller gehen.

Einen Sieg brauchen wir noch. Holen wir den, sind wir Südmeister. Es wäre das vierte Mal, dass wir in der Bundesliga ganz oben stehen, das erste Mal seit 2004. Lediglich die Heidenheim Heideköpfe haben es seither zweimal geschafft, die Regensburger Dominanz zu durchbrechen. Und die Heideköpfe sind’s, die als einziger Konkurrent noch die Chance bekommen, uns den Titel im Süden wegzuschnappen. Drei Versuche haben wir aber noch, um mit diesem einen fehlenden Sieg den letzten Verfolger abzuschütteln, die ersten beiden an diesem Wochenende.

Auf gegnerische Schützenhilfe können wir nicht mehr hoffen. Denn wir selbst sind heute abend (19 Uhr) und am Samstag (14 Uhr) der letzte Gegner der Heideköpfe. Sollten wir beide Topspiele verlieren, bleibt uns am kommenden Wochenende noch das Nachholspiel in Haar, um uns den ersten Platz  zurückzuholen. Aber so weit wollen wir es erst gar nicht kommen lassen.

Und wir sind guter Dinge vor den Spitzenspielen, denn es sind nicht unsere ersten in diesem Monat. Vor zwei Wochen erst war Regensburg als Tabellenzweiter unser Gast – und die Legionäre waren chancenlos, verloren – ehe die Spiele wegen eines schwerwiegenden Formfehlers 9:0 und 9:0 für uns gewertet wurden – auch sportlich zweimal klarer, als die Ergebnisse (10:3, 7:4) aussehen.

Mit den folgenden Siegen in Bad Homburg hat Ulli Wermuth zum ersten Mal ein Ziel erreicht, das er seit Jahren fordert: „Sweep at home, Split on the road“, das ist die Vorgabe vor jedem Spieltag, das würde sich im Laufe einer Saison auf 21-7 Siege addieren. Und die 21 Siege haben wir jetzt. Die sieben Niederlagen noch nicht, aber die müssen auch nicht sein; 24 Siege wären noch schöner.

Erst einmal geht es aber heute abend um die Nummer 22, die wir brauchen, um die Südmeisterschaft klar zu machen. Vielleicht ist es die größte Aufgabe im Süden, der wir uns heute stellen werden. Vielleicht sind’s aber auch die Heideköpfe, die die größte Aufgabe zu lösen haben, man weiß es nicht so genau. Im direkten Vergleich haben unsere Gäste nach dem 10:14/6:1-Split vom ersten Spieltag einen minimalen Vorsprung, in der Tabelle haben sie zweieinhalb Spiele Rückstand. Das ergibt zumindest eine klare Ausgangslage, es definiert, wer der Herausforderer ist und wer herausgefordert wird.

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Jan-Niclas Stöcklin ist wieder fit, hat in Bad Homburg nach seiner langen Verletzungspause die ersten Pitches geworfen. Auch an diesem Wochenende steht der Nationalspieler im Bullpen zur Verfügung.

In der immer dynamischen Heidenheimer Mannschaft könnte sich im Vergleich zu diesen Hinspielen manches ändern. Damals hatte Luke Sommer noch gefehlt, zwischenzeitlich ist der Pitcher aus Oregon aufgetaucht, angeblich sei er wieder weg, ob’s stimmt, wissen wir nicht. „Es wäre eine Schwächung im Pitching“, sagt Wermuth. „Sommer ist Linkshänder, ich habe einen Haufen linkshändige Schlagleute, für die ist das immer schwer.“ Vielleicht bringen die Heideköpfe aber auch wieder Pete Sykaras mit, der sie 2015 zum Deutschen Meister gemacht hat, der zumindest offiziell in ihrem Roster steht, auch in Abwesenheit. Es wäre das Saisondebüt des griechischen Pitchers aus Illinois.

„Aber uns ist das alles egal“, sagt unser Coach. „Wir stellen uns auf einen guten Gegner ein. Wer gegen uns auf dem Mound steht, wird sich zeigen. Für uns stehen Stahlmann und Massingham auf dem Mound und die können aus dem Vollen schöpfen.“ Mit Jan-Niclas Stöcklin, Manuel Möller, Yannic Wildenhain, Thomas de Wolf ist der Bullpen wieder ein bisschen voller als zuletzt. „Unsere Pitchingriege ist stabil fürs Wochenende, unsere Offensive nach wie vor stark, die Defense auch, von daher sind wir guter Dinge“, sagt Wermuth.

Die Offensive wird das Wochenende interessant gestalten. Aufeinander treffen die Mannschaft mit den mit Abstand meisten Runs (wir haben 234, Regensburg 204, Heidenheim 196) gegen die mit den besten Schlagleuten: Terrell Joyce, nach Verletzung wieder zurück, haut noch besser als Thomas de Wolf und Peter Johannessen, Simon Gühring hat noch mehr Hits, James McOwen noch mehr RBIs als unsere Besten. „Von den Namen her sind sie stärker als Regensburg und stärker als wir, von den Namen her gehören sie auf den ersten Platz“, sagt Wermuth. “Aber das ist formal. Wir haben halt keinen 30-Mann-Kader. Aber derzeit sind wir trotzdem besser.“ Und wollen das zeigen, am liebsten schon heute abend. cka

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