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Mike Larson (Mitte) hat mit Manuel Möller, Martin Kipphan und dem auf diesem Bild fehlenden Max Boldt zwei Deutsche Meisterschaften gewonnen. Nun beendet der Kanadier seine Karriere.

Im neunten Inning, sagt er, hat er es noch einmal versucht, wissend: Es ist die letzte Chance, das letzte At Bat. Einen Ball sah er sich an. Einen Strike. Den dritten Pitch schlug er hart ins rechte Centerfield – aber ein paar Meter zu kurz. Flyout. Das Ende einer großen Bundesliga-Karriere mit 49 Homeruns – aber dem zweiten Deutschen Meistertitel für Mike Larson.

„Toll“, sagt der Kanadier, „einfach toll. Schwer zu beschreiben.“ Lange Zeit sei er ruhig gewesen, verriet Larson, obwohl das entscheidende Spiel in Regensburg knapp war. „Ein Punkt direkt nach der Regenpause, ein bisschen was hintereinander im siebten Inning, drei Punkte“ – dank seines 2-RBI-Doubles, dank seines Runs. „Danach habe ich mir nicht so viele Sorgen gemacht. Aber im letzten Inning hat es gekribbelt, bis Tim den Sack zugemacht hat.“

Zehn Jahre hat Mike Larson für die Mainz Athletics in der Bundesliga gespielt. 287 Spiele, 1016 At Bats. 333 Hits hat Larson gehauen, 205 Singles, 75 Doubles, vier Triples und eben diese 49 Homeruns. 212 Mal hat er selbst gescort, 242 Runs kamen durch seine Vorarbeit über die Platte. Und genau 200 Mal ließen die Pitcher unsere Nummer 28 walken.

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Zehn Jahre lang war Larson eine unserer gefährlichsten Waffen in der Offensive. Es wird sich komisch anfühlen, wenn auf einmal jemand anderes seine 28 auf dem Rücken trägt.

Jetzt ist das vorbei. „Ich freue mich, meine Karriere so zu beenden“, sagt Larson. „Es ist ein besonderer Moment, genau auf dem gleichen Platz noch einmal mit den Jungs zu feiern. Die ganze Mannschaft hat sich das verdient. Jeden einzelnen Spieler haben wir gebraucht. Ich freue mich für uns Veteranen, aber auch für die Jungs, die ihren ersten Titel feiern. Wir haben genug gelitten in den letzten Jahren. Dieser ganze Frust, die Schmerzen, immer wieder im Viertelfinale gegen Solingen zu verlieren. Jetzt haben wir den Titel endlich wieder geholt. Das kam wie eine Explosion“ – und damit meinte Larson tatsächlich nicht Peter Johannessen, der just in diesem Moment wie ein in die dritte Base slidender Donnergott ins Interview krachte: „There’s no way you can talk to Mike Larson without me wrecking it!“, dem Outfield-Kollegen zuprostete, wieder in der wogenden Meisterfeier verschwand.

Mike Larson hat viel erlebt, seit er zur Saison 2007 nach Mainz kam. Den Umzug von der Sandflora an den Hartmühlenweg. Das Kommen und Gehen großer Spieler: Den Aufstieg von Kevin Kotowski, Janni Stöcklin, Tim Stahlmann in die Nationalmannschaft. Das Karriereende von Janusz Radicke, Ulli Wermuth, Benjamin Hieronimi, Pat Haugen. Sein eigenes Karriereende vor der Saison 2013, das Comeback ein Jahr später. Seine Hochzeit am Viertelfinaltag 2015, die rasende Fahrt von der Trauung direkt zur Einwechslung in Bonn. Und zwei Deutsche Meisterschaften. „Die Geschichte hätte ich nicht schreiben können“, sagt der 33-Jährige. „Aber so ist das Leben. Es ist gut geworden. Es war manchmal hart, von der Familie in Kanada getrennt zu sein, aber die Jungs hier waren meine zweite Familie. Und jetzt ist für mich der Zyklus komplett.“

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2007 gewann Larson als Bundesliga-Neuling den ersten Meistertitel – da waren die Trikots noch grün, die Haare noch orange, Boldt und Möller schon dabei.

2007 war Larson zunächst noch Pitcher, bald Outfielder und vor allem Angreifer. Noch ein bisschen im Schatten von Sascha Lutz, dennoch war der Mann mit der leuchtend orangefarbenen Irokesenfrisur ein Schlüsselspieler zur ersten Meisterschaft. Mit dem Geschoss, dass er in Solingen von weit draußen im Outfield quer über den Platz zur Homeplate feuerte und das spektakuläre Aus gegen Kai Gronauer mit wildem Gebrüll feierte. Mit dem Homerun in den Wald, der uns ins Finale brachte, den das halbe Mainzer Publikum im Unterholz vergeblich suchte. Mit dem fünften RBI und dem sechsten Run beim 6:3 im Entscheidungsspiel um die Deutsche Meisterschaft. „Das wird wie im Film“, hatte er damals vor dem Spiel gesagt. „Wir fangen schlecht an, werden immer besser, kommen ins Finale, liegen in Rückstand und gewinnen den Titel.“ So war’s dann auch.

Und heute? „Es ist anders“, beschreibt Larson neun Jahre später. „Damals waren wir der Underdog, haben 0:2 zurückgelegen und plötzlich alles gedreht. Ich war damals neu, aber man hat gemerkt, dass das erste Mal für den Verein etwas sehr, sehr Besonderes war. Dieses Jahr ist es eine andere Art der Freude. Wir haben die Liga dominiert, wir hatten den Druck, alle haben erwartet, dass wir gewinnen. Wir haben es geschafft, wir haben die Erwartungen erfüllt, das ist toll. Und beide Meisterschaften schmecken gleich süß.“

Jetzt aber freut sich der längst in Mainz heimische Larson auf den nächsten Lebensabschnitt: „Im Moment ist es noch krass. Wahrscheinlich werde ich es erst realisieren, wenn ich nächstes Jahr als Zuschauer zum Platz komme. Aber ich will das Masterstudium abschließen. Im Dezember werde ich Vater, meine wunderbare Frau Isa und ich erwarten unser Kind. Ich bin froh zu sagen, dass ich lange mit den Jungs auf dem Platz war, und ich schaue glücklich zurück und bereue gar nichts.“

Wir bedanken uns für zehn großartige Jahre und freuen uns, die Familie Larson auf der anderen Seite des Zauns weiterhin zur Athletics-Familie zählen zu dürfen. cka / Fotos: Tanja Szidat

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