Der Umbau der Athletics geht 1997 weiter. Und er bringt Erfolg – weitgehend. „Jetzt kommen die beiden Jahre, in denen ich die beste Mannschaft hatte“, erinnert sich der damalige Cheftrainer Marc Wiedmaier, der vor der Saison vom Bundesverband als Trainer des Jahres 1996 geehrt wird. „Mit denen hätte man etwas holen können.“

Nationalität
ger GER
Position
Second base
Alter
46
Vorherige Vereine
Die Jugendarbeit bringt erneut Ergebnisse: Die A’s können sich den Luxus leisten, ihren Catcher José Esparza nach Bonn zu vermitteln. Sie halten den 18-jährigen Nachwuchsspieler Janusz Radicke für weit genug. An der zweiten Base setzt sich Alper Bozkurt durch und an der dritten Base spielt Ken Höfel seine erste richtige Saison. Das funktioniert gut.

Auf zwei Schlüsselpositionen haben die A’s allerdings große Schwierigkeiten. Als neuen Shortstop haben sie nach dem Transfer von Glenn Buckley nach Paderborn den Puertoricaner Danny Figueroa verpflichtet. „Er hat auf dieser Position leider nichts gebracht“, sagt Wiedmaier. „Zu viele Errors.“ Zwölf nach drei Vierteln der Saison, was eine für einen ausländischen Shortstop indiskutable Quote von unter .800 ergibt. Dann ist seine Frau schwanger und die Figueroas reisen vorzeitig ab. Als Ersatz verpflichten die A’s den College-Spieler Chris Goggin, aber viel besser wird die Situation dadurch nicht. Goggin ist ein hervorragender Spieler an der zweiten Base, aber kein guter Shortstop. „Im entscheidenden Spiel in den Playoffs hat er Fehler gemacht“, sagt Marc Wiedmaier. „Wir hatten in dieser Saison einfach keinen Shortstop. Für die Topteams hat es nicht gereicht.“

Nationalität
ger GER
Position
Catcher
Alter
45
B/T
R/R
Vorherige Vereine
Der Abgang von Buckley reißt auch ein Loch in die Pitchergruppe. Auch als Closer ist Figueroa nicht wirklich zu gebrauchen. „Wir hatten unsere deutschen Pitcher Kai McKinstry und Marc Lang“, sagt Marc Wiedmaier, „dazu kommen Tony Ciminiera und wer gerade mal Lust hat.“ Die Nachwuchsspieler Michael Otto und Jan Sören Meyer pitchen ihre ersten Innings (und erleben ein Fiasko), Stephan Kaus hilft zweimal aus und macht seine Sache gar nicht mal schlecht. Gegen Trier probieren die A’s den College-Pitcher Kevin Smith aus New York aus, schicken ihn aber wieder weg.

Der große Lichtblick der Saison heißt Rúben Cruz. Für Marc Wiedmaier ist der puertoricanische Outfielder ein „genialer Typ, vielleicht der beste, der je für die Athletics gespielt hat.“ Cruz’ Statistiken werden aus heutiger Sicht dadurch etwas verzerrt, dass 1997 noch mit Aluminiumschlägern gespielt wird – und dennoch: 58 Hits bei 98 At Bats ergeben eine Batting Average von .592. 20 Doubles sind dabei, zwei Triples und gewaltige 15 Homeruns – rund jeder vierte Hit fliegt über den Zaun. „Dann noch die Flyouts, die er hart getroffen hat…“, sagt Marc Wiedmaier, „Er hat geknüppelt wie die Sau!“ Das Outfield teilt sich Cruz mit Stephan Kaus und Rolf Wirth, dem letzten Gründungsmitglied im Kader.

Nationalität
usa USA
Position
Outfield
Alter
51
B/T
L/L
Größe
180
Gewicht
84
Vorherige Vereine
Mit einem doppelten Kraftakt eröffnen die A’s die Playoffs gegen den Nord-Zweiten Paderborn Untouchables. Rúben Cruz, der nach des Tod seines Vaters direkt nach dem letzten Spiel der regulären Saison in die Heimat abgereist ist, wird für viel Geld wieder eingeflogen und gleicht fast aus dem Flugzeug heraus den 0:3-Rückstand mit einem Homerun über das Centerfield aus. Arndt Wiedmaier nennt diesen Hit den „imposantesten Schlag, den ich je gesehen habe“ und auch die U’s sind schwer beeindruckt: Erst nach dem 11:3 finden sie aus dem Inning. Ihr Pitcher Tim Willeford gönnt Cruz fortan nur noch absichtliche Walks. Trotzdem spüren die A’s schon in diesem Spiel, was ihnen fehlt: 13:9 gewinnen sie nur und der Trainer Marc Wiedmaier ist unzufrieden: „Bis auf die Schlagleistung gehört dieses Spiel zu den schlechtesten der Saison.“

In den Rückspielen endet die Saison traumatisch: „Wir führen 9:1“, sagt Marc Wiedmaier. „Im Prinzip sind wir weiter. Stefan Niewiadomski steht an der dritten Base. Bei einem weiten Flyball berührt er die Base nicht noch einmal und ist aus. Wenn das nicht passiert, ist das Spiel vorbei und wir sind weiter. Aber dann ist das Ding gekippt.“ Die U’s führen im letzten Inning 10:9, Cruz gleicht aus, Paderborn kontert mit dem 11:10.

„Weil uns ein Closer und ein Shortstop gefehlt haben“, sagt Marc Wiedmaier. „Das ist uns zum Verhängnis geworden. Das haben wir einfach verbockt. Nicht der Niewi. Nicht die Errors. Kai McKinstry hat gepitcht, es lief super, aber als es Probleme gab, war keiner da. Das war sehr schlimm. Das 0:10 im dritten Spiel ist das Ergebnis davon. Paderborn ist Meister geworden. Sie waren das Team, das es zu schlagen galt. Wir hätten es beinahe geschafft…“ cka / Fotos: Mainz Athletics

Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung, insgesamt oder in Teilen, bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.