Ein Aufsteiger bringt 1994 die Bundesliga etwas durcheinander: Die Leonberg Lobsters haben Geld, gehen damit bei den Mannheim Amigos einkaufen und werden sofort Dritter. Hinter den Mainzern. Die A’s haben durch den Einbruch der Amigos, die unter anderem Martin Helmig und Georg Bull an die Schwaben und die alten Veteranen Richard Jackson und Rafael Merced nach Mainz abgeben mussten, nur noch die Tornados vor sich. Die wiederum treten erstmals mit mehreren Amerikanern an – noch einmal wollten sie sich nicht von ihrem Lokalkonkurrenten abhängen lassen. Damit sind die Tornados unschlagbar – annähernd: In Mainz kassieren sie ihre einzige Saisonniederlage. Stephan Kaus, Thomas Kröner und die Ex-Amigos Bill Dickman und Jackson hauen dem Mannheimer Nationalpitcher Klaus Knüttel beim 9:1 vier Homeruns um die Ohren.

Nationalität
usa USA
Position
Pitcher
Infield
Alter
79
B/T
R/R
Größe
175
Gewicht
82
Vorherige Vereine
„Bei den Amigos ist nach dem Abgang von Helmig irgendetwas in die Brüche gegangen“, erinnert sich Marc Wiedmaier. „Daraufhin sind zwei Typen aus deren Umfeld nach Mainz gekommen.“ Hans-Jürgen Walther, steinreicher Inhaber einer Gerüstbaufirma, und sein Kumpel Willi Lemke. „Sie haben bei uns gegrillt, Walther durfte mal First Basecoach sein, sie haben das Scorerhäuschen gebaut und den Traktor gekauft, aber vor allem ein bisschen Geld mitgebracht“, sagt Wiedmaier. „Eigentlich haben sie überhaupt nicht in den Verein gepasst, aber man musste ein paar Entscheidungen nach ihren Wünschen fällen.“

So beginnt eine etwas schwierige Phase in der Entwicklung des immer noch jungen Vereins. Die Mannschaft hat Erfolg. wenn alles glatt läuft, neigt aber immer ein bisschen zur Grüppchenbildung. Kern der Mannheimer Fraktion sind die beiden Amerikaner, die Walther und Lemke nach Mainz geholt haben: Der 40-jährige Rafael Merced spielte einst in Atlanta in der höchsten Minor League und war 1993 mit sieben Homeruns der Rekordmann der Bundesliga. Richard Jackson, bereits 49 Jahre alt, bringt unendliche Erfahrung und weitere Qualität am Schlag in die Mannschaft.

Nationalität
usa USA
Position
Third base
Alter
70
B/T
R/R
Größe
175
Gewicht
88
Vorherige Vereine
„Rafi war immer ein unglaublich talentierter Spieler“, sagt Wiedmaier. „Wir kannten ihn noch aus der German-American League. Damals war er mit der Beste, den die Liga hatte. Er hatte keinen guten Arm mehr, aber war vom Handschuh her ein Topspieler und hat gut gehauen. Jackson hat ohne Ende gehauen, einmal vier Homeruns in einem Spiel. Die beiden haben die Offense dominiert. Unser dritter Amerikaner, Harold Littlejohn, war noch der beste von den dreien. Der war auch noch schnell. Vor ihnen haben JJ Hommer und Dietger Nieder gehauen, danach ich, dann hatten wir noch Derek Maak, Christoph Sambel, Rolf Wirth, Tony Ciminiera, Bill Dickman und Alexander Becker, einen superschnellen ehemaligen Fußballer. Das war eine geile Lineup.“ Nur ein guter Relief Pitcher fehlt. Javier Bustas wird schnell aussortiert, Charles Edmond hätte die Rolle spielen können: „Ein richtiger Flammenwerfer“, sagt Wiedmaier, aber der Soldat und Familienvater war selten in Mainz.

Nationalität
ger GER
Position
Second base
Alter
53
B/T
R/R
Größe
177
Gewicht
71
Vorherige Vereine
„Insgesamt war die Mannschaft etwas inhomogen“, erklärt Wiedmaier. „Zu viele unterschiedliche Leute. Wir haben unsere Spiele ganz gut hinter uns gebracht, im Viertelfinale auch Köln geschlagen, was eine schöne Wiedergutmachung für 1993 war, aber gegen Lokstedt hatten wir keine Chance. Die hatten vor allem Michael Wäller, einen der erfolgreichsten Pitcher, die es in Deutschland gab. Kein anderer hatte damals eine solche Kontrolle.“

Der Höhepunkt der Saison ist daher der B-Europapokal der Pokalsieger: Bei ihrem ersten internationalen Wettbewerb sind die Athletics sogar Gastgeber. In einem stark besetzten Turnier belegen die Mainzer einen Platz im engen Mittelfeld. „Für uns ging es weniger um den Erfolg als um das Flair“, sagt Wiedmaier. Für Aufsehen sorgt das Team von Spartak Moskau: Die Russen leben die ganze Woche lang in ihrem Mannschaftsbus auf dem Parkplatz der Sandflora. cka / Fotos: Mainz Athletics

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