Der ewige Erstligist

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Oft eng, immer hart umkämpft, immer attraktiv: Unser Derby gegen die Mannheim Tornados

Mannheim Tornados gegen Mainz Athletics – kein anderes Spiel in der Bundesliga hat mehr Tradition als dieses Duell. Die Tornados sind der einzige deutsche Verein, der von der Liga-Neugründung 1984 an immer erstklassig gespielt hat – die Köln Cardinals, ebenfalls Gründungsmitglied, sind seither immer mal wieder ab- und wieder aufgestiegen und alle anderen Bundesligisten der Saison 1984 sind in unteren Klassen verschwunden oder existieren gar nicht mehr.

Die Tornados dominierten den deutschen Baseball der 1980er mit großem Vorsprung auf die Konkurrenz. Sechsmal in Folge wurden sie Deutscher Meister, 1984 tatsächlich mit ihrer zweiten Mannschaft, die nicht nur in der Bundesliga Süd, sondern auch im Playoff-Halbfinale die eigene erste Mannschaft schlug. Wenn es in diesen Jahren überhaupt einen Konkurrenten gab, der mit den Tornados mithalten konnte, dann die Cardinals. „Berlin und Köln waren die Zentren des deutschen Baseballs“, erklärt Marc Wiedmaier, einer der Gründer der Athletics.

Bundesligadebüt gegen den Rekordmeister

1991 erst kam der nächste heutige Bundesligist nach, die Lokstedt Stealers im Norden. 1992 folgten die Mainz Athletics, die nun der zweitdienstälteste Bundesligist sind – Lokstedt verpasste die Saison 2002. Unser erstes Bundesligaspiel war damals, am 18. April 1992, also fast auf den Tag genau vor 22 Jahren, das Spitzenspiel gegen die Tornados. Wir hatten keine Chance und verloren 0:10. „Dabei haben wir uns gar nicht so schlecht verkauft“, sagt Marc Wiedmaier. „Allerdings hatten wir keinen einzigen Baserunner“, ergänzt Arndt Wiedmaier, ein weiterer A’s-Begründer. Damals schon merkten wir, dass auch Topteams angreifbar sind. Im ersten Auswärtsspiel bei den Tornados scorten wir zwölf Runs – und kassierten 18. Am Ende verpassten wir als Dritter der Bundesliga Süd die Playoffs. Die Mannheimer, die 1990 durch das Halbfinal-Aus gegen die Cardinals erstmals die Meisterschaft verpasst hatten, wurden Vizemeister hinter ihrem Erzfeind, den inzwischen untergegangenen Mannheim Amigos. Die waren ein Resultat aus dem Streit zwischen den Mannheimer Baseball-Pionierfamilien Helmig und Jäger über die Rolle amerikanischer Spieler im deutschen Baseball, infolge dessen sich die Amigos von den Tornados abspalteten – und gleichzeitig der DBV bestimmte, dass sich alle Spieler zwischen der Bundesliga und der damals noch bedeutenden German American League entscheiden mussten.

1994-dickman
Bill Dickman schlug 1994 einen der vier Mainzer Homeruns bei der einzigen Saisonniederlage der Tornados.

Der zweite Platz hinter den Amigos war nur ein Ausrutscher für die Tornados. 1993 waren sie zwar in der Südliga nur Zweiter hinter dem Rivalen, in den Playoffs aber zum neunten Mal Deutscher Meister – im Finale gegen die Cardinals, gegen die unser Team im Playoff-Viertelfinale ausgeschieden war. Kurz vorher hatten die A’s einen weiteren Meilenstein in ihrer Entwicklung zum vollwertigen Bundesligisten geschafft: Den ersten Sieg gegen den Rekordmeister, ein 10:9. „Zum ersten Mal überhaupt haben wir eine Topmannschaft geschlagen“, erinnert sich unser damaliger Pitcher Marc Wiedmaier. „Die Tornados haben einem nichts geschenkt. Sie hatten immer einen auf dem Mound, der Strikes geschmissen hat, und fünf, sechs Leute, die jederzeit ein Double oder einen Homerun hauen konnte. Da ging nicht viel mit Strikeouts, die haben immer den Ball getroffen. Aber an diesem Tag haben wir sie gepackt.“

1994 verteidigten die Tornados ihren Titel. Ihre einzige Niederlage in der Bundesliga Süd: Ein 1:9 in Mannheim gegen den späteren Süd-Vizemeister Mainz Athletics, bei der Stephan Kaus, Thomas Kröner sowie die Ex-Amigos Bill Dickman (der Vater unseres heutigen Infielders Lucas Dickman) und Richard Jackson gegen Nationalpitcher laus Knüttel vier Homeruns schlugen.

Neue Herausforderer

1995 begann eine merkwürdige Episode des deutschen Baseballs: Die Trier Cardinals, Bundesligist seit 1993, hatten auf einmal Geld und kauften die Stars zusammen, darunter die Mannheimer Rivalen Martin Helmig (ehemals Amigos) sowie Stephan und Frank Jäger (Tornados). Die Trierer wurden prompt zweimal Deutscher Meister, während die durch die Abgänge arg gebeutelten Tornados 1995 erstmals gegen den Abstieg kämpften, 1996 aber wieder im Finale standen. Ein weiterer heutiger Spitzenklub tauchte damals zum ersten Mal in der Bundesliga auf: Die Regensburg Legionäre, die in ihrem ersten Jahr nur fünf Spiele gewannen, das zweite aber schon punktgleich mit den Athletics (21-7) knapp hinter den Tornados und ihrem Herausforderer aus Trier (jeweils 22-6) beendeten. Deutscher Meister 1997: Die Tornados, zum zehnten Mal in 14 Jahren und zum bisher letzten Mal.

1998-martinez
Hinter den Tornados Zweiter im Süden: Eddie Martinez im Spitzenspiel gegen Mannheim.

1999 gelang den Athletics der erste große Erfolg: Südmeister mit recht komfortablem Vorsprung auf die Tornados und die Legionäre – Trier war inzwischen pleite und nicht mehr in der Bundesliga. Deutscher Meister wurden erstmals die Paderborn Untouchables. Auch in der Saison 2000 wurden die Tornados nur Zweiter im Süden, erneut hinter den A’s. 2001 schlug Mannheim zurück, gewann den Süden souverän mit 32:2 Siegen, schied aber im Halbfinale gegen den neuen Serienmeister aus Paderborn aus. Ab 2004 haben sie mit der Ligaspitze nichts mehr zu tun. Mainz und Regensburg waren zunächst die Topfavoriten im Süden, ab 2006 mischten auch die Heidenheim Heideköpfe ganz oben mit. Playoff-Teilnahmen sind für die Mannheimer keine Selbstverständlichkeit mehr, 2013 drohte dem durch den Verlust eines Sponsors wirtschaftlich angeschlagenen Verein gar der erste Abstieg aus der Bundesliga.

Derby #100 steht bevor.

Dem konnten die Tornados immerhin schon in der ersten Playdown-Runde entgehen. Sie sind immer noch Erstligist, der einzige, der noch länger ununterbrochen dabei ist als die Athletics, und ein Verein, in dem viele damaligen Spieler immer noch eine Rolle spielen. „In der Stadt waren die Tornados früher sicher berühmter“, sagt unser Pitcher Jan-Niclas Stöcklin, der 2012 und 2013 in Mannheim spielte und dort immer noch seinen Ausbildungsplatz hat. „Durch die wenigen Erfolge der letzten Jahre sind sie vom Eishockey etwas abgehängt worden, aber sie sind auf einem guten Weg. Sie sind wie die Athletics ein familiärer Verein mit einem freundlichen Klima.“ Wir wünschen den Tornados, dass das noch lange so bleibt, und freuen uns auf viele weitere Derbies gegen unseren allerersten Bundesligagegner. Die nächsten zwei steigen an diesem Wochenende auf dem traditionsreichen Platz in Mannheim, sie werden die 97. und 98. Bundesligapartie zwischen unseren beiden Vereinen sein. Die #100 werden wir in der Rückrunde erleben. cka

2012-stöcklin-mannheim
2012 warf unser heutiger Pitcher Jan-Niclas Stöcklin (rechts) in einem der denkwürdigsten Derbies, einem geradezu legendären Nightgame, 170 Pitches zum 5:4-Sieg der Tornados.

Die Bilanz der A’s gegen die Mannheim Tornados:
96 Spiele, 41 Siege, 55 Niederlagen.

In Mainz:
49 Spiele, 23 Siege, 26 Niederlagen.

In Mannheim:
47 Spiele, 18 Siege, 29 Niederlagen.

Die ersten Begegnungen:
0:10, 12:18, 3:11 (1992).

Die bisher letzten Begegnungen:
7:3, 13:1, 5:4, 3:2 (2013).

Der erste Sieg:
10:9 (1993).

Der höchste Sieg:
18:2 (2006).

Die höchste Niederlage:
3:16 (2008).

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Der ewige Erstligist

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Oft eng, immer hart umkämpft, immer attraktiv: Unser Derby gegen die Mannheim Tornados

Mannheim Tornados gegen Mainz Athletics – kein anderes Spiel in der Bundesliga hat mehr Tradition als dieses Duell. Die Tornados sind der einzige deutsche Verein, der von der Liga-Neugründung 1984 an immer erstklassig gespielt hat – die Köln Cardinals, ebenfalls Gründungsmitglied, sind seither immer mal wieder ab- und wieder aufgestiegen und alle anderen Bundesligisten der Saison 1984 sind in unteren Klassen verschwunden oder existieren gar nicht mehr.

Die Tornados dominierten den deutschen Baseball der 1980er mit großem Vorsprung auf die Konkurrenz. Sechsmal in Folge wurden sie Deutscher Meister, 1984 tatsächlich mit ihrer zweiten Mannschaft, die nicht nur in der Bundesliga Süd, sondern auch im Playoff-Halbfinale die eigene erste Mannschaft schlug. Wenn es in diesen Jahren überhaupt einen Konkurrenten gab, der mit den Tornados mithalten konnte, dann die Cardinals. „Berlin und Köln waren die Zentren des deutschen Baseballs“, erklärt Marc Wiedmaier, einer der Gründer der Athletics.

Bundesligadebüt gegen den Rekordmeister

1991 erst kam der nächste heutige Bundesligist nach, die Lokstedt Stealers im Norden. 1992 folgten die Mainz Athletics, die nun der zweitdienstälteste Bundesligist sind – Lokstedt verpasste die Saison 2002. Unser erstes Bundesligaspiel war damals, am 18. April 1992, also fast auf den Tag genau vor 22 Jahren, das Spitzenspiel gegen die Tornados. Wir hatten keine Chance und verloren 0:10. „Dabei haben wir uns gar nicht so schlecht verkauft“, sagt Marc Wiedmaier. „Allerdings hatten wir keinen einzigen Baserunner“, ergänzt Arndt Wiedmaier, ein weiterer A’s-Begründer. Damals schon merkten wir, dass auch Topteams angreifbar sind. Im ersten Auswärtsspiel bei den Tornados scorten wir zwölf Runs – und kassierten 18. Am Ende verpassten wir als Dritter der Bundesliga Süd die Playoffs. Die Mannheimer, die 1990 durch das Halbfinal-Aus gegen die Cardinals erstmals die Meisterschaft verpasst hatten, wurden Vizemeister hinter ihrem Erzfeind, den inzwischen untergegangenen Mannheim Amigos. Die waren ein Resultat aus dem Streit zwischen den Mannheimer Baseball-Pionierfamilien Helmig und Jäger über die Rolle amerikanischer Spieler im deutschen Baseball, infolge dessen sich die Amigos von den Tornados abspalteten – und gleichzeitig der DBV bestimmte, dass sich alle Spieler zwischen der Bundesliga und der damals noch bedeutenden German American League entscheiden mussten.

1994-dickman
Bill Dickman schlug 1994 einen der vier Mainzer Homeruns bei der einzigen Saisonniederlage der Tornados.

Der zweite Platz hinter den Amigos war nur ein Ausrutscher für die Tornados. 1993 waren sie zwar in der Südliga nur Zweiter hinter dem Rivalen, in den Playoffs aber zum neunten Mal Deutscher Meister – im Finale gegen die Cardinals, gegen die unser Team im Playoff-Viertelfinale ausgeschieden war. Kurz vorher hatten die A’s einen weiteren Meilenstein in ihrer Entwicklung zum vollwertigen Bundesligisten geschafft: Den ersten Sieg gegen den Rekordmeister, ein 10:9. „Zum ersten Mal überhaupt haben wir eine Topmannschaft geschlagen“, erinnert sich unser damaliger Pitcher Marc Wiedmaier. „Die Tornados haben einem nichts geschenkt. Sie hatten immer einen auf dem Mound, der Strikes geschmissen hat, und fünf, sechs Leute, die jederzeit ein Double oder einen Homerun hauen konnte. Da ging nicht viel mit Strikeouts, die haben immer den Ball getroffen. Aber an diesem Tag haben wir sie gepackt.“

1994 verteidigten die Tornados ihren Titel. Ihre einzige Niederlage in der Bundesliga Süd: Ein 1:9 in Mannheim gegen den späteren Süd-Vizemeister Mainz Athletics, bei der Stephan Kaus, Thomas Kröner sowie die Ex-Amigos Bill Dickman (der Vater unseres heutigen Infielders Lucas Dickman) und Richard Jackson gegen Nationalpitcher laus Knüttel vier Homeruns schlugen.

Neue Herausforderer

1995 begann eine merkwürdige Episode des deutschen Baseballs: Die Trier Cardinals, Bundesligist seit 1993, hatten auf einmal Geld und kauften die Stars zusammen, darunter die Mannheimer Rivalen Martin Helmig (ehemals Amigos) sowie Stephan und Frank Jäger (Tornados). Die Trierer wurden prompt zweimal Deutscher Meister, während die durch die Abgänge arg gebeutelten Tornados 1995 erstmals gegen den Abstieg kämpften, 1996 aber wieder im Finale standen. Ein weiterer heutiger Spitzenklub tauchte damals zum ersten Mal in der Bundesliga auf: Die Regensburg Legionäre, die in ihrem ersten Jahr nur fünf Spiele gewannen, das zweite aber schon punktgleich mit den Athletics (21-7) knapp hinter den Tornados und ihrem Herausforderer aus Trier (jeweils 22-6) beendeten. Deutscher Meister 1997: Die Tornados, zum zehnten Mal in 14 Jahren und zum bisher letzten Mal.

1998-martinez
Hinter den Tornados Zweiter im Süden: Eddie Martinez im Spitzenspiel gegen Mannheim.

1999 gelang den Athletics der erste große Erfolg: Südmeister mit recht komfortablem Vorsprung auf die Tornados und die Legionäre – Trier war inzwischen pleite und nicht mehr in der Bundesliga. Deutscher Meister wurden erstmals die Paderborn Untouchables. Auch in der Saison 2000 wurden die Tornados nur Zweiter im Süden, erneut hinter den A’s. 2001 schlug Mannheim zurück, gewann den Süden souverän mit 32:2 Siegen, schied aber im Halbfinale gegen den neuen Serienmeister aus Paderborn aus. Ab 2004 haben sie mit der Ligaspitze nichts mehr zu tun. Mainz und Regensburg waren zunächst die Topfavoriten im Süden, ab 2006 mischten auch die Heidenheim Heideköpfe ganz oben mit. Playoff-Teilnahmen sind für die Mannheimer keine Selbstverständlichkeit mehr, 2013 drohte dem durch den Verlust eines Sponsors wirtschaftlich angeschlagenen Verein gar der erste Abstieg aus der Bundesliga.

Derby #100 steht bevor.

Dem konnten die Tornados immerhin schon in der ersten Playdown-Runde entgehen. Sie sind immer noch Erstligist, der einzige, der noch länger ununterbrochen dabei ist als die Athletics, und ein Verein, in dem viele damaligen Spieler immer noch eine Rolle spielen. „In der Stadt waren die Tornados früher sicher berühmter“, sagt unser Pitcher Jan-Niclas Stöcklin, der 2012 und 2013 in Mannheim spielte und dort immer noch seinen Ausbildungsplatz hat. „Durch die wenigen Erfolge der letzten Jahre sind sie vom Eishockey etwas abgehängt worden, aber sie sind auf einem guten Weg. Sie sind wie die Athletics ein familiärer Verein mit einem freundlichen Klima.“ Wir wünschen den Tornados, dass das noch lange so bleibt, und freuen uns auf viele weitere Derbies gegen unseren allerersten Bundesligagegner. Die nächsten zwei steigen an diesem Wochenende auf dem traditionsreichen Platz in Mannheim, sie werden die 97. und 98. Bundesligapartie zwischen unseren beiden Vereinen sein. Die #100 werden wir in der Rückrunde erleben. cka

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2012 warf unser heutiger Pitcher Jan-Niclas Stöcklin (rechts) in einem der denkwürdigsten Derbies, einem geradezu legendären Nightgame, 170 Pitches zum 5:4-Sieg der Tornados.

Die Bilanz der A’s gegen die Mannheim Tornados:
96 Spiele, 41 Siege, 55 Niederlagen.

In Mainz:
49 Spiele, 23 Siege, 26 Niederlagen.

In Mannheim:
47 Spiele, 18 Siege, 29 Niederlagen.

Die ersten Begegnungen:
0:10, 12:18, 3:11 (1992).

Die bisher letzten Begegnungen:
7:3, 13:1, 5:4, 3:2 (2013).

Der erste Sieg:
10:9 (1993).

Der höchste Sieg:
18:2 (2006).

Die höchste Niederlage:
3:16 (2008).

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