Das Medaillenziel hat sie verfehlt. Trotzdem ist die deutsche Baseball-Nationalmannschaft nicht unglücklich über ihren Auftritt bei der Europameisterschaft in Regensburg und Tschechien. „Wir haben guten Baseball gespielt“, sagte Ulli Wermuth, Co-Trainer des EM-Fünften und Chefcoach der Mainz Athletics. „Und die Mainzer Jungs haben sich sehr gut verkauft. Wir können stolz sein auf das Erreichte. Das Turnierleben ist halt ein hartes Business. Da werden Fehler noch härter bestraft. Mit unseren Superstars Lutz, Kepler und Gronauer wäre eine Medaille drin gewesen.“ Donald Lutz, Max Kepler und Kai Gronauer wurden von ihren MLB-Teams erwartungsgemäß nicht freigegeben; die Europameisterschaft hat in der nordamerikanischen Baseballorganisation keinen Stellenwert.
Im Finale standen wie bei jeder ihrer 29 Turnierteilnahmen der Rekord-Europameister Niederlande. Ihre Gegner waren die Italiener, das einzige Team, das je die Niederländer im Endspiel schlagen konnte. Diese bauten mit einem 6:3 in Brno ihren Vorsprung auf 21 Europameisterschaften aus; es war die Revanche für die Niederlagen 2010 und 2012. Dritter wurde wie gewohnt Spanien. Auf dem vierten bis sechsten Platz landeten punktgleich die Tschechen, Deutschen und Franzosen; für das deutsche Team ergab sich durch den hohen Sieg Tschechiens gegen Frankreich die eigenartige Situation, vor der Mannschaft zu stehen, gegen die sie verloren hatten und hinter der, die sie geschlagen hatten. Kroatien (seit 1999 dabei) und Schweden (seit 1960 dabei) stiegen ab.
Für Deutschland war es knapp. „Am Anfang des Turniers hatten wir die doofe Niederlage gegen Frankreich“, sagte Wermuth. Den Franzosen reichte im Auftaktspiel ein einziges Inning, um aus einem 0:2 ein 3:2 zu machen, das sie nicht mehr hergaben.
Die Pflichtsiege gegen Belgien (6:2) und Großbritannien (9:0) holten die deutsche Mannschaft. Gegen Italien gab es die erwartete Niederlage (1:5), gegen Schweden einen 12:8-Sieg. In die Hauptrunde durfte Fradys Team jedoch nur die beiden Niederlagen mitnehmen. Gegen die Niederlande folgte ein 4:10. Gegen Spanien hätten die Deutschen das Turnier noch retten können. „Im achten Inning liegen wir 3:1 vorne und können die Tür nicht zumachen“, haderte Wermuth. „Das ist schade.“ Spanien gewann 4:3. Und nach dem 14:3 Tschechiens gegen Frankreich war das 5:2 der Deutschen gegen Tschechien zu wenig, um wenigstens im direkten Vergleich den vierten Platz zu holen.
Drei Mainzer Nationalspieler: Jan-Niclas Stöcklin, Kevin Kotowski und Max Boldt
Drei Mainzer Nationalspieler: Jan-Niclas Stöcklin, Kevin Kotowski und Max Boldt
Die drei Mainzer hatten ihre regelmäßigen Einsätze. Jan-Niclas Stöcklin war Starting Pitcher gegen Großbritannien und Tschechien und gewann beide Spiele. „Ich hoffe, dass Janni noch einaml die Möglichkeit bekommt, auf höherem Niveau zu spielen“, sagte Wermuth. „Egal wo er aufgetreten ist: Keine gegnerische Offensive konnte ihm das Wasser reichen. Großbritannien hat er zu Null geschlagen. Gegen Tschechien hat er zwei Runs abgegeben, aber einer war ein Homerun, der gegen den Zaun geflogen ist. Der Umpire hat gesagt, der Ball wäre draußen gewesen und wieder reingesprungen.“
Max Boldt war mit zehn Hits, sechs Runs, einem der drei deutschen Homeruns und einer Batting Average von .435 der beste deutsche Angreifer. „In Deutschland haben wir nicht viele bessere aktive Hitter“, sagte Wermuth. „Sein Homerun gegen Spanien war wichtig, hat aber letztendlich nicht gereicht.“
Und Kevin Kotowski platzierte sich als wichtiger Mann im Outfield. Die überragende Average von .533, mit der der Mainzer bei der EM 2012 zweitbester Angreifer des gesamten Turniers war, konnte er zwar nicht wiederholen, aber mit einer ordentlichen .313 platzierte er sich teamintern im oberen Drittel. „Defensiv hat er auf sich aufmerksam gemacht“, berichtete Wermuth. „Er hat im Rightfield angefangen, später aber mehr im Centerfield gespielt und dort ein Ausrufezeichen für die Zukunft gesetzt. Meiner Meinung nach ist er der beste Outfielder in Deutschland.“

Von seinem ersten Auftritt als Co-Trainer bei einer Europameisterschaft will Wermuth einiges mitnehmen: „Es war das höchste Niveau, das ich je erleben durfte, und eine große Ehre, dabeigewesen zu sein. Ich hoffe, dass ich das Erlernte im nächsten Jahr in der Bundesliga umsetzen kann.“