2014-mannheim-boldt
Max Boldt war mit einem Run und einem RBI einer der effizientesten Mainzer Angreifer in seinem 300. Bundesligaspiel.

Augenhöhe. Low scoring. Enge Partien. Die Klischees, die Baseballspiele zwischen den Mainz Athletics und den Stuttgart Reds umgeben, sind sattsam bekannt – und was soll man machen? Die Rückspiele in der Saison 2015 haben wieder gezeigt, dass es nun mal so ist. Ungewöhnlich deutlich, nämlich 4:2, gewannen unser Bundesligateam das erste Spiel; am Hartmühlenweg hatten wir bereits 3:2 und 1:0 gewonnen, den direkten Vergleich hatten wir also schon nach dem dritten Duell in der Tasche. Das vierte verloren wir 2:3. Beide Spiele waren spannend bis zum Schluss, in beiden brauchte der Sieger durchaus auch ein bisschen Glück.

Unsere Offensive hatte im ersten Inning des Doubleheaders noch überhaupt nichts bewirkt, hingegen legten die Reds sofort druckvoll los: Sofort Bases loaded bei null Aus durch einen Walk für Spielertrainer Gavin Ng und Basehits von Troy Weinert und Thomas de Wolf. Aber nur Ng scorte nach einem Sacrifice Fly, nach dem es die anderen beiden Runner nicht wagten, sich von ihren Bases zu lösen. Ein Flyout und ein Infield Play ließen sie dort verhungern.

Unser Starter Jan-Niclas Stöcklin wirkte in diesen ersten Minuten etwas wacklig. „Aber er hat sich gefangen“, sagte Max Boldt. „Es war halt schwer, sich in dieser Hitze zu konzentrieren.“ Erst im dritten Inning schaffte Stöcklin seinen ersten Strikeout, aber das klingt dramatischer, als es war: Bis dahin gab es für die Reds seit dem 1:0 nur einen einzigen Runner: Wieder de Wolf, der nach seinem Walk an der ersten Base bleiben musste.

Unsere Offensive hatte zwischenzeitlich schon den einen oder anderen vereinzelten Hit gezeigt und ging im vierten Inning mit einer Two-Out-Rally in Führung. Dabei hatten die Stuttgarter gewaltiges Pech: Nach Boldts Single schlug Mike Larson ein langes Double ins Leftfield, mit dem Boldt in seinem 300. Bundesligaspiel von der ersten Base scorte. Beim Stand von 1:1 aber hätten die Reds das Inning beinahe beendet. Jonathan Wagners Popup hinter den Second Baseman Xavi González war auf den ersten Blick nicht gefährlich. Der divende Outfielder traf aber den Spanier so unglücklich mit dem Knie am Kopf, dass dieser kurz bewusstlos war. Larson – der nicht wusste, welches Drama sich in seinem Rücken abspielte – scorte. Die Mainz Athletics wünschen González alles Gute und eine schnelle Rückkehr!

Die Stuttgarter glichen, als das Spiel mit einem neuen Infielder fortgesetzt werden konnte, schnell aus. Bereits der Lead Runner ihres vierten Angriffsinnings scorte. Aber schon im fünften Durchgang gab es den nächsten schweren personellen Rückschlag für die Reds: Ihr Pitcher Thomas de Wolf hatte dieses Inning mit einem Basehit eröffnet, war dann beim Versuch, die zweite Base zu stehlen, erwischt worden. Mit der Entscheidung auf Aus war der bisweilen etwas explosive Belgier nicht einverstanden; die Schiedsrichter warfen ihn schließlich aus dem Spiel.

Der Reliever hielt das Niveau seines Vorgängers nicht. Germain Brunswick warf viele Balls, hatte in seinem ersten Inning noch Glück, aber verursachte in seinem zweiten die beiden spielentscheidenden Runs: Nachdem er mit Joel Johnson gewalkt, Nici Weichert mit dem Ball getroffen und auch Kevin Kotowski mit einem Walk auf die Bases geschickt hatte, war das Spiel für Brunswick schon wieder vorbei. Marcel Hering übernahm, schaffte sofort das erste Aus, aber kassierte dann durch einen Basehit von Peter Johannessen und einen Sacrifice Fly von Boldt das 3:2 und 4:2.

Und dabei blieb es: Unser Team brachte noch zwei Runner auf die zweite Base, aber nicht mehr weiter. Und Manuel Möller, der Routinier, ließ als Closer mal wieder gar keine Hoffnung mehr zu.

Mainz Athletics   0 0 0 2 0 0 2 0 0   4
Stuttgart Reds    1 0 0 1 0 0 0 0 0   2

CF K. Kotowski, RF Schulz, LF Johannessen (0 Runs/1 RBI), 1B Boldt (1/1), DH Larson (1/1), C Wagner (0/1), 3B L. Stöcklin, SS Johnson (1/0), 2B Weichert (1/0), – P J. Stöcklin (7. P Möller).

2014-tübingen-stahlmann
Stahlmann, der Eismann: Bei seinem Saisondebüt als Starter zeigte unser Pitcher, dass es weiterhin nichts gibt, was ihn aus der Ruhe bringen kann.

In die zweite Partie schickten die Coaches ihre Mannschaften mit ungewöhnlichen Aufstellungen. Die Reds mussten auf de Wolf und González verzichten, wir spielten mit Marcel Raab an der ersten und Max Boldt diesmal an der dritten Base sowie erstmals in dieser Saison Tim Stahlmann auf dem Mound.

Der Stuttgarter Eric Massingham war ein starker Gegner für Stahlmann. „Er ist einer der besten Ausländer der Liga“, sagte Boldt. „Er hat viel Erfahrung, kann Pitches sehr gut kontrollieren, sehr gezielt inside und outside werfen, und hat gute Catcher. Für Hitter ist es schwierig gegen ihn.“ Aber Stahlmann zeigte auch gegen dieses Kaliber, dass es nicht viel gibt, was ihn beeindruckt. „Nichts, glaube ich“, sagte Boldt. „Er ist cool und gelassen auf dem Mound, egal, was passiert. Und er hat lange durchgehalten“ – sieben Innings. „Es ist gut zu sehen, dass er da ist, wenn mal jemand verletzt ist.“

Brunswicks Homerun im zweiten Inning konnte Stahlmann nicht verhindern. Der Pitcher reagierte aber sofort mit einem Strikeout. Im driten Inning kam er mit dem gleichen Mittel aus einer Bases-loaded-Situation. Und im vierten sah er den Ausgleich: Max Boldts Double, Mike Larsons Single und ein Sacrifice Fly von Wagner ins Rightfield brachten das 1:1.

Das Spiel nahm nun Fahrt auf. Im fünften Durchgang gingen die Reds erneut in Führung. Nach einem Fehler von Nici Weichert scorte Gavin Ng, Kratky und Marcel Hering standen bei keinem Aus auf der dritten und zweiten Base. Ein Traum für eine Offense – aber nicht mal davon ließ sich der Eismann aus dem Konzept bringen: Drei Strikeouts und Ende des Überfalls.

Mike Larson glich mit einem weiteren Solo-Homerun aus, aber nach einem Fehler des gerade erst auf die erste Base gewechselten Boldt gingen die Reds zum dritten Mal in in dieser Partie in Führung. Und diesmal behielten sie sie. Zwar standen bei jeweils zwei Aus Johannessen im achten Inning und der eingewechselte Tim Kotowski im neunten Inning auf der zweiten Base, aber da mussten sie bleiben.

„Wir haben vereinzelt Punkte gemacht, aber zu viele Fehler im Running und in der Verteidigung. Sonst hätten wir gewonnen“, sagte Boldt. „Stahlmann war gut, AJ Mackey war gut, aber wir müssen mehr scoren. Wir hatten genug Spieler auf den Bases, wir hatten genug Hits, aber wir haben sie versauern lassen.“

Zumindest vorerst und auf jeden Fall im direkten Vergleich haben wir damit die Reds auf Distanz gehalten, ebenso die Haar Disciples, die sich im ersten Spiel in Tübingen eine überraschende Niederlage leisteten. Aber die Bundesliga bleibt spannend. Es gibt weiterhin einen Kandidaten zu viel für die vier Playoff-Plätze im Süden. cka

Mainz Athletics   0 0 0 1 0 1 0 0 0   2
Stuttgart Reds    0 1 0 0 1 1 0 0 -   3

CF K. Kotowski, SS Johnson, LF Johannessen, 3B Boldt (1/0, 6. 1B, 9. 2B), DH Larson (1/1), C Wagner (0/1), 1B M. Raab (6. 3B L. Stöcklin), RF Schulz, 2B Weichert (9. 1B T. Kotowski) – P Stahlmann (7. P Mackey).

Dieser Text ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung, insgesamt oder in Teilen, bedarf der ausdrücklichen Zustimmung des Autors.

eigenanzeige 2015