Mit zusammen drei Runs und drei RBIs, davon 1+3 im neunten Inning, waren Kevin Kotowski (links) und Peter Johannessen (rechts) die wichtigsten Angreifer im zweiten Spiel.

Na gut, rechnen wir kurz. Dritter sind wir jetzt in unserer Zwischenrunde, punktgleich mit den Regensburg Legionären, die im direkten Vergleich einen Vorsprung von fünf Runs haben, und einen Punkt vor den Haar Disciples. Um am kommenden Wochenende das Halbfinale zu erreichen, reicht ein Split in Regensburg, sofern unser Sieg sechs Runs höher ist als unsere Niederlage. Oder ein Sweep. Zwei Niederlagen reichen auf keinen Fall. Was passieren würde, wenn alle drei am Ende punktgleich wären, interessiert uns heute noch nicht.

Oder, kurz gesagt: Wir sind wieder im Rennen und haben die Qualifikation fürs Halbfinale selbst in der Hand.

Das ist viel mehr, als vor wenigen Wochen noch möglich schien. Und es erlaubt uns jetzt schon, nach zehn von zwölf Spielen, die Zwischenrunde mit 7:3 Siegen gegen die Top 3 des Südens als großen Erfolg einzustufen. Der dritte Sweep am fünften Spieltag, das 7:5/6:4 bei den Disciples, hat nun die Tür in die vorletzte Runde der Saison mehr als einen Spalt geöffnet; ob die Regensburger sie wieder zuschlagen können, sehen wir am Wochenende.

Ergebnisse

Mannschaft123456789RHE
Athletics0101000046112
Disciples0100101104133
Details zum Spiel
Leicht war’s nicht. Trotz der hinlänglich bekannten Pitcherprobleme der Disciples fehlte nicht viel zu einer Doppel-Niederlage. In beiden Partien gingen wir mit einem Rückstand ins neunte Inning, in dem wir mit insgesamt sieben Runs jeweils die Wende schafften. Im eigentlich einseitigen ersten Spiel hatten wir im sechsten Inning nach drei Walks noch die 3:0-Führung verteidigt und erst im siebten die Runs kassiert. „Wir lassen uns von solchen Rückständen einfach nicht aus der Ruhe bringen“, freute sich aber Max Boldt über die zweite späte Wende im wesentlich ausgeglicheneren, hart umkämpften zweiten Spiel. „Wenn andere in Panik geraten oder aufgeben, habe ich das Gefühl, dass wir erst richtig aufdrehen und direkt Druck ausüben. Im neunten bringen wir direkt zwei Leute für den Peter auf die Base, das ist eine blöde Situation für den Gegner. Der geht mit zwei Runs Vorsprung ins letzte Inning und geht davon aus, dass er das Spiel gewinnt, aber wir gleichen das mit drei Battern aus.“ Timmy Kotowski und Nici Weichert waren mit einem Single und einem Walk auf den Weg gekommen, Johannessen hatte sie mit einem Double ins Ziel gebracht. „Und dann ist das Momentum auf unserer Seite“, analysierte der Coach dieses letzte Angriffsinning. „Dann schaffen wir noch ein paar Punkte mehr.“ Nach seinem eigenen Flyout und dem obligatorischen Intentional Walk für Austin Gallagher sah Boldt den RBI-Single von Kevin Kotowski zum 5:4 und den Error, der Gallagher zum 6:4-Endstand über die Platte schickte.

„Und ich war mir sicher, dass der Tim das schafft“, erklärte Boldt. Tim Stahlmann, der lange verletzte Pitcher, war schon fürs achte Inning auf den Mound gekommen und hatte nach einem Doubleplay den vermeintlich vorentscheidenden Run zum 2:4 kassiert. Auch im neunten Inning hatten die Disciples noch einmal Runner unterwegs, einen vor dem ersten Aus, einen weiteren nach dem zweiten. „Aber Tim hat nochmal richtig gute Pitches geworfen“, lobte Boldt den Closer. „Ich bin froh, dass er wieder da ist, weil er sich nicht aus der Ruhe bringen lässt. Egal, wo die Läufer sind und wie die Situation ist, er macht keine Fehler.“

Die Schlüsselfigur im ersten Spiel: Timmy Kotowski schlug den RBI zur 6:5-Führung, scorte selbst zum 7:5, war auch ein stabiler Closer.

Das hatte am Vorabend noch anders ausgesehen. Da hatte Stahlmann freilich einen Runner vom Starter Lennard Stöcklin übernommen, zwei Strikeouts geschafft, aber auch zwei Walks abgegeben, dennoch den Rückstand nicht verschuldet; ein Error im Infield war’s, der aus dem 3:2 ein 3:4 machte. Nach dem dritten Walk nahm Boldt den Pitcher schon wieder aus dem Spiel: „Er war nicht gut drauf, von seinem Mechanics her hat’s nicht richtig funktioniert. Aber das ist verständlich. Er hat das ganze Jahr nicht geworfen. Und es musste nicht sein, dass er sich da durchkämpft. Wir haben noch andere auf der Bank, Timmy Kotowski, Yannic Wildenhain, Ben Briggs, die in der Routine sind.“ Der junge Kotowski kam ins Spiel, gab mit einem Balk noch einen Run ab, schloss das Inning dann mit einem Strikeout.

Ergebnisse

Mannschaft123456789RHE
Athletics0201000137164
Disciples000000410541
Details zum Spiel
Und dann war auch schon Feierabend. Das Spiel im verregneten Haar hatte ohnehin mit einstündiger Verspätung begonnen und trotz vieler kurzer Innings – die Disciples haten im dritten, vierten, fünften Durchgang keinen einzigen Runner im Feld, Stöcklin in diesen drei Innings nur 32 Pitches werfen müssen – sich gezogen und gezogen zum mit rund 17 Stunden längsten Spiel unserer Historie: Im Wettlauf gegen die Sonne hatten wir keine Chance, kurz nach 20 Uhr musste die Partie über Nacht unterbrochen werden.

Einen Runner hatten wir zu dem Zeitpunkt auf der ersten Base, Peter Johannessen, der zuvor schon in vier Versuchen dreimal unterwegs war, im zweiten Inning den RBI zum 2:0 geschlagen hatte, im vierten auf 3:0 erhöht hatte. „Ein bisschen blöd war’s dass wir noch einmal schlafen mussten“, sagte Boldt, „aber wir haben die ganze Zeit an den Sieg geglaubt, kamen raus und haben direkt zu hauen angefangen.“ Der Coach selbst brachte seinen Outfielder mit einem Basehit ein Stück weiter, Gallaghers Flyout ermöglichte Johannessen den Ausgleich. Denis Wallace, der den verletzten Catcher William Thorp vertrat, brachte die Disciples jedoch noch einmal in Führung.

„Aber wir hatten natürlich wieder Licht und haben den Ball gut gesehen“, erklärte Boldt – und die Disciples mittlerweile ihren dritten Pitcher auf dem Mound: Der junge Tristan von Kapff und der Infielder Richard Klijn hatten ihre Sache ganz ordentlich gemacht, zwar elf Hits abgegeben, aber nicht viele Runs kassiert. Und gegen Lukas Steinlein, gegen den wir schon im Heimspiel das wichtige 7-Runs-Inning geschafft hatten, begannen Victor Voll, Daniel Wolfraum Bonell und Timmy Kotowski das Inning mit drei Basehits und dem erneuten Ausgleich. Boldts Double brachte die beiden entscheidenden Punkte.

Und diesmal kamen die Disciples nicht mehr zurück. Timmy Kotowski musste noch elf Bälle werfen und beendete die Partie mit einem Strikeout. „Timmy gibt uns als Pitcher gute Spiele“, freute sich Boldt. „Genau wie Lenny ist er einer, den man am Anfang nicht unbedingt als Pitcher auf dem Zettel hatte, aber er hilft uns auch auf der Position unheimlich weiter.“ Vielleicht ja ins Halbfinale. cka / Fotos: Steffen Marg

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