Als nach einem langen Baseballtag die Sonne hinter den Gonsbachterrassen verschwand war die Atmosphäre, die die Mainz Athletics an diesem Wochenende auf den Platz gezaubert hatten, noch immer zu spüren.

Vor beeindruckender Kulisse, nahezu tausend Zuschauer verfolgten die beiden richtungsweisenden Partien am Freitag und Samstag, zündeten die Grün-Gelben am Freitag Abend ein wahres Offensivfeuerwerk. Gleichzeitig bot Tim Stahlmann mit seiner Defensive den Stuttgartern keinerlei Möglichkeit zur Entfaltung.
Den Offensivreigen eröffnete Routinier Max Boldt. Er nahm direkt den ersten Pitch, den ihm José Pimentel servierte, und schlug ihn für die Verteidigung unerreichbar über den Leftfieldzaun. Für den Powerhitter eigentlich nichts unbedingt außergewöhnliches mehr, bei diesem Homerun war es aber anders, war es doch der insgesamt 100., den er in seiner Bundesligakarriere schlug. Aber nicht nur der erste, auch der letzte Run der Partie sollte auf das Konto des Routiniers gehen, erneut standesgemäß als Homerun. Zu dem Zeitpunkt im sechsten Inning hatten er und seine Teamkollegen allerdings längst dafür gesorgt, dass die Partie mehr als entschieden war. Vor allem sechs Runs im dritten Inning brachen den Stuttgarter Widerstand endgültig. Die drei Runs, die durch Boldts Homerun die Führung auf 13:0 schraubten, waren eher ein kleines Sicherheitspolster. Ein Polster, das Stahlmann an diesem ersten Juliabend des Jahres nicht brauchte. Drei schnelle Aus im siebten Inning besiegelten die vorzeitige Niederlage für die Reds.

War am Freitag Abend bereits Eric Massingham, Teil der 2016er Meistermannschaft, die Ehre zu Teil geworden, den First Pitch zu werfen, stand der Spieltagsauftakt am Samstag ganz im Zeichen der Ehrung von Manuel Möller, dessen Nummer 34 aufgrund seiner Verdienste um den Verein ab sofort nicht mehr vergehen wird. Möller wurde unter anderem zweimal Deutscher Meister mit den Athletics und spielte viele Jahre für die Deutsche Nationalmannschaft.

                   

Nach dem First Pitch durch Möller übernahm Nationalspieler Yannic Wildenhain auf dem Mound und hielt die Stuttgarter drei Innings zu null. Aber auch für die Mainzer stand zu diesem Zeitpunkt nur ein Punkt gegen Dustin Ward auf dem Scoreboard. Ein Rückstand, den die Reds umgehend konterten und in eine 3:1-Führung ummünzten. Im direkten Nachschlag markierten die Athletics aber sieben Punkte und bauten die Führung so weit aus, dass sie sie nicht mehr abgeben sollten, auch wenn man anders als am Vortag vor allem von Schwächen in der Stuttgarter Defense und im Pitching profitierte.
Spannend wurde es dennoch noch einmal, denn die Reds verkürzten zwischenzeitlich noch einmal auf 8:7, bevor der Mainzer Angriff gegen das Stuttgarter Reliefpitching wieder an die Form des Vorabends anknüpfte. Drei Runs im sechsten und fünf im achten schraubten den Vorsprung auf komfortable neun Runs, Mainz‘ Closer Ira Clifton sicherte im neunten Innings mit drei Strikeouts den zweiten Sieg.

Mit diesem Sweep sind die Athletics zwar weiterhin auf Schützenhilfe aus Haar angewiesen, um den Playoffeinzug sicherzustellen, zeigten sich aber mit einer aggressiven Offensive, einer sicheren Defensive und vor allem einem unglaublichen Teamgeist in bestechender Postseasonform. „Ich war mir sicher, dass wir beide Spiele gewinnen“, so Sportdirektor Nici Weichert. „Das wir Stuttgart im ersten Spiel aber so deklassieren, war nicht absehbar“.

Am kommenden Freitag steht mit dem Nightgame gegen Mannheim die letzte Partie der regulären Saison auf dem Programm. Ob man den Einzug in die Playoffs feiern kann entscheidet sich aber vermutlich erst am Sonntag, wenn Haar Stuttgart zum Double Header empfängt.

Text: Konrad Clauss, Bilder: Max Drevermann