Jahrelange Arbeit, gezielte Maßnahmen, clevere Taktik – und etwas Entfachtes

Obere Reihe von links nach rechts: Betreuerin Nadine Kochheim, Coach Patrick Lauer, Dexter Slaton, Thore Penke, Mads Lauer, Elliot Girling, Artin Krischok, Moritz Holzhey, Mona Brauch, Leonard Wagner, Coach Edward Martinez, Headcoach Nici Weichert / Vordere Reihe von links nach rechts: Luan Wermuth, Josha Lauer, Bo Kipphan, Tristan Sill, Max Keller, Samuel Ziegler, Jannik Marusczyk Herrera

Es ist Pfingsten 2025. Aus dem Südwesten reist ein ausgewogenes Team zum Schüler-Länderpokal: Eine Mischung aus erfahrenen und jüngeren Kids, aus solchen, die bereits viel auf hohem Niveau spielen und anderen, die nur den Liga-Betrieb kennen. Das Übliche also.

Aber irgendetwas ist anders. Südwest sei der heimliche Favorit, raunt man sich auf dem Gelände in Bonn zu.
„Mir war bewusst, dass wir mit einer starken Truppe anreisen“, meint auch Nici Weichert, Coach der U12-Mannschaft in Mainz und Zuständiger für die Nachwuchsarbeit im SWBSV. „Damit man gewinnt, muss aber Vieles richtig laufen.“
Eine Herausforderung war schonmal, dass der Südwesten in der Vierer-Gruppe spielen und einen Gegner mehr haben würde als Mannschaften in der anderen Gruppe. „Das bereitete uns Kopfzerbrechen, vor allem in Hinblick auf den Pitching-Plan.“

Im ersten Spiel ging es für den Südwesten gegen Hessen los

Als Starting Pitcher stand im ersten Spiel Thore Penke auf den Mound. Seine Strikes und eine starke Defense machten es den Hessen schwer. Auch offensiv legte der Südwesten vor und konnte die ersten Punkte heimfahren. Hessen reagierte mit einem sehr guten Pitcher, um weitere Runs zu verhindern. 
Im weiteren Spielverlauf erhöhte die Auswahlmannschaft mit Kids von den Saarlouis Hornets und Mainz Athletics den Druck. Sehenswerte Schläge führten zu einem größeren Vorsprung. Aber auch Hessen fand ins Spiel und konnte die ersten Punkte auf die Anzeigetafel bringen. Bei Bases Loaded verhinderte ein Diving Catch von Luan Wermuth im Centerfield Weiteres. Damit konnte das Team von Südwest nochmal den Kopf aus der Schlinge ziehen. Mads Lauer übernahm als Pitcher und beendete das Spiel souverän. Der Turnier-Auftakt war gemacht: mit 8:2 für Südwest.

Schon in Bezug auf dieses Spiel spricht Nici Weichert von einer „geschlossenen Mannschaftsleistung“.
Zwischen den Athletics und Hornets besteht dabei eigentlich eine natürlich Rivalität. Aber in der Auswahl kommt man zusammen. Zu dem harmonischen Auftritt der Mannschaft tragen Kadermaßnahmen bei, vor allem aber die Handhabe der Coaches. „Wir haben schon letztes Jahr darauf geachtet, dass wir nicht als zwei einzelne Mannschaften auf dem gleichen Feld stehen“, sagt Patrick J. Lauer, Headcoach der U12 in Saarlouis und Assistant Coach der Auswahl. Edward Martínez, der ebenfalls zum Trainerstab der Auswahl gehört, hat in Mainz lange Bundesliga gespielt, wechselte dann nach Saarlouis und ist dort jetzt Jugendtrainer – er bringt quasi in seiner Person die Mischung mit, die sich in der SWBSV-Auswahlmannschaft wiederfindet.

Zweites Spiel gegen Berlin Brandenburg

Spiel 2 eröffnete Artin Krischok bei zwei Aus mit einem Solo Homerun über den Zaun. Im weiteren Spielverlauf tat sich die Offensive allerdings schwer gegen das Pitching von Berlin Brandenburg. Für Südwest startete Elliott Girling auf dem Wurfhügel und machte seine Sache gut. Es sollte ein ausgeglichenes Spiel werden, bei denen beide Defensivreihen wenig zuließen. Berlin erhöhte schließlich den Druck auf den eingewechselten Pitcher Moritz Holzhey und konnte in Führung gehen. Auch hier war es wieder ein hervorragendes Diving Play, das Schlimmeres verhinderte – diesmal durch Max Keller im Rightfield.
Im letzten Inning gelang endlich der Ausgleich, unter Anderem durch phänomenales Hitting von Mona Brauch. Noch vor dem Wechsel ging Südwest dann mit einem Run in Führung. Luan wurde als Closer eingesetzt und bewies mit Runnern an der zweiten und dritten Base starke Nerven. 4:3 hieß es am Ende zu Gunsten von Südwest.

Drittes Spiel gegen Baden-Württemberg: Entscheidend für die Taktik

Durch den diesjährigen Spielmodus winkte der Südwest-Auswahlmannschaft bereits am ersten Turnierabend der Einzug ins Halbfinale. Die ersten Punkte gelangen auch direkt. Die gute Offense aus BaWü schaffte es aber, den Anschluss zu finden und der weitere Spielverlauf war durch ein entsprechendes Hin und Her geprägt.
Dexter Slaton, der auf dem Mound gestartet und viele Strikes geworfen hatte, wurde von Leonard Wagner abgelöst, der die Baden-Württemberger zwei Innings lang kurz halten konnte. Dies sollte für den späteren Turnierverlauf noch sehr wichtig werden, da weitere Pitcher geschont werden konnten. 

Mit starkem Hitting, angeführt von Mona und Thore, erspielte sich Südwest einen knappen Vorsprung, ehe es in den letzten Nachschlag der Gegner ging. Mona übernahm als Pitcherin und es blieb spannend bis zur letzten Situation: Bei einem Spielstand von 7-5 hatte BaWü zwei Aus, einen Runner auf der zweiten Base und Full Count. In dieser Situation flog ein Foul Ball so direkt auf die Kamera des Live-Streams, dass diese ihren Fokus verlor. Bei einem nichtssagenden Bild und einem abgelenkten Kommentator blieb dem Publikum fern des Bonner Feldes nur noch die Tonspur, auf der ein weiterer Foul Ball seinen Knall gegen den Backstop hören ließ und dann… Jubel und Geschrei. Die Digitalanzeige im verschwommenen Bild sprang auf „Drei Aus“. Südwest hatte das Halbfinale erreicht.

Halbfinale gegen Berlin Brandenburg

Berlin hatte sich im Viertelfinale gegen NRW durchgesetzt, somit gab es ein Wiedersehen im Halbfinale gegen eine Mannschaft mit der sich die Kids aus Südwest am Tag zuvor sehr schwer getan hatten.
Nici Weicherts Devise: Good pitching beats good hitting. Südwest schickte mit Mona eine der Top Pitcher auf den Mound. Aber auch offensiv legte der Südwesten kräftig vor, mit vielen harten Schlägen und einem mächtigen Homerun von Moritz.
Mona bliebt trotz einer auf beiden Seiten kleinen Strike Zone fokussiert und ließ sich ihre Frustration nicht anmerken. Zusammen mit Artin, der eine hervorragende Catching Performance hinlegte, kämpfte sie sich durch die gegnerische Lineup. Im dritten Inning blieb die Offensive von Südwest weiter dran und zeigte, dass sie nichts anbrennen lassen wollte. Viele harte Kontakte brachten weitere Runs und Läufer auf Base, als Moritz erneut an den Schlag kam. Im On-Deck-Circle stand zum ersten Mal im bisherigen Turnierverlauf Samuel Ziegler bereit. Doch bevor er zum Zuge kommen konnte, schlug Moritz seinen zweiten Homerun zum viel umjubelten 10-Run-Rule-Walk-Off und beendete damit das Spiel.

Für Coach Lauer war dies gleich ein doppeltes Highlight des Turniers. „Sammy hatte sich bisher super eingebracht und war endlich eingewechselt worden und dann… Wir Coaches haben ihm gesagt: ‚Sorry, dumm gelaufen‘, aber er hat sich nur gefreut. ‚Hauptsache wir sind im Finale!‘ Das war so ein starker Moment – diese Einstellung, dieser Teamspirit, das war einfach großartig.“ 

Auch Nici Weichert ist stolz darauf, wie das Team funktioniert hat und jede einzelne Rolle angenommen wurde. Zusätzlich beeindruckte ihn die mentale Stärke der Kids. „Wie sie mit Druck und Misserfolg umgegangen sind, war bemerkenswert.“

Hinter all dem steht eine jahrelange, aktive und qualifizierte Nachwuchsarbeit. Bei den Athletics und den Hornets hat das gleichermaßen zu einer großen Schülermannschaft geführt. „Langfristiger Erfolg entsteht nur durch kontinuierliche Arbeit mit der gesamten Gruppe“, so Lauer. „Auch die Chance, echte Talente zu entdecken, erhöht sich, je mehr Kinder regelmäßig trainieren.“

So gelingt dann auch zum ersten Mal in der Verbandsgeschichte des SWBSV der Einzug der Auswahlmannschaft ins Finale des Schüler Länderpokals. 

Finale

Coach Weichert hatte im Verlauf des Turniers gut taktiert – unter anderem mit der richtigen Einschätzung des jeweiligen Gegners. „Das war nicht immer leicht“, resümiert er. Im Finale konnte er aber nicht mehr überrascht werden: Der Gegner sollte wieder BaWü heißen. Die Auswahl aus dem Ländle hatte sich am Tag zuvor im Halbfinale beeindruckend gegen Bayern durchgesetzt und das Ticket fürs Endspiel gelöst. Als Gastmannschaft ging Südwest als Erster an den Schlag.

Den Anfang machte Luan mit einem perfekt gelegtem Bunt, gefolgt von einem Walk für Mona und einem RBI-Double von Artin. Ein beeindruckender Startschuss. Thore sorgte mit einem Sac Fly für das 2:0.

Für Südwest wurde Luan beauftragt als Pitcher die Offensive von BaWü in Schach zu halten. Diese legte mit einem hart geschlagenen Ball los, der nicht verwertet werden konnte. Einen Bunt später standen Läufer auf der ersten und zweiten Base. Es folgte ein Flyout, ein Strike-Out und ein weiteres Flyout. Inning zu Ende.

Dexter begann das 2. Inning offensiv für Südwest und erarbeitete sich einen Infield Single. Durch einen Passed Ball und Heads-Up-Running rückte er bis an die dritte Base vor, ehe er auf Jannik Marusczyks Groundball scoren konnte.
Im zweiten Angriff von BaWü konnte Südwest die ersten beiden Schlagleute per Ground-Out und Strike-Out zurück in Dugout schicken. Aber das dritte Aus gestaltete sich schwierig. Ein Single, Passed Ball, RBI Double und RBI Single brachten BaWü zurück ins Spiel. Zwischenstand: 3:2.

Luan startete nach dem Wechsel mit einem Bunt-Single, wurde dann aber per Fielder’s Choice ausgemacht, während Mona auf die erste Base kam. Artins anschließender Base-Hit konnte vom Outfield nicht aufgenommen werden, so dass Mona den vierten Run erzielte und Artin bis auf die dritte Base vorrückte. Thore legte einen RBI Basehit nach, zum 5:2.
Wieder konnte Südwest in der Defense schnell zwei Aus machen, kam dann aber trotzdem nicht schnell aus dem Inning. Ein guter Read des Runners erzwang einen Wurf des Catchers an die zweite Base, den das Middle Infield und Centerfield nicht vor sich hielten. Der Runner lief bis nach Hause. Der nächste Ball wurde kurz geschlagen und Mona feuerte ihn zum dritten Aus an die erste Base.

Bei 5:3 kam Jannik per Single auf Base und rückte durch einen Wild Pitch vor, Max folgte ihm per Walk. BaWü wechselte den Pitcher um die Punktejagd zu stoppen, Luan beförderte trotzdem direkt den erste Pitch als Sac Fly ins Outfield, ehe die Defense das Inning beenden konnte. BaWü brachte sofort die nächsten drei Bälle ins Spiel. Die Antwort von Südwest: Zwei starke Plays von Second Baseman Artin und ein sehenswerter Running Catch von Dexter an Shortstop. Wechsel.
 
Moritz gelang es schließlich, die Führung von Südwest auszubauen. Nach einem Überwurf an der ersten Base konnte er scoren. Weitere Punkte folgten allerdings nicht und mit 7:3 ging das Heimteam aus Baden-Württemberg in den Nachschlag, mit einer letzten Chance auf den Pokal. Der Leadoff des Innings kam direkt per Single auf Base. Unbeeindruckt davon pitchte Luan munter weiter und strikte den nächsten Batter aus. Das starke Gamecalling durch Catcher Thore und die präzisen Würfe von Luan machten es BaWü schon das ganze Spiel über nicht leicht, ins Rollen zu kommen. Trotzdem erwischte der nächste Schlagmann den Ball gut und schickte ihn Richtung Left Center Gap. Was folgte, war ein „Gänsehautmoment“. Centerfielder Mads sprintete los. Aber der Weg war weit. Das Rennen, so schnell es auch war, würde nicht reichen, der Punkt für BaWü schien sicher. Mads gab nicht auf und sprang. „Das war ein spektakulärer Diving Catch, er hat den Ball aus der Luft gefischt“, beschreibt Nici Weichert dieses Highlight des Turniers. Die Begeisterung über das zweite Aus so kurz vor Schluss war riesig.

Nach 21 Batters Faced hatte Luan seine maximale Anzahl erreicht und musste abgelöst werden. Weichert ließ Artin auf den Mound. Zwei Pitches später ging ein Groundball zum Shortstop. Flip an Second Base. Ball Game!

Südwest gewinnt den DBV-Länderpokal Baseball Schüler 2025.

Hartmut Schäfer, Präsident des SWBSV, empfängt und beglückwünscht alle bei ihrer Rückkehr in Mainz und spricht von einer fantastischen, historischen Leistung. „Wahnsinn, mit welcher Cleverness, Routine und welchem Selbstbewusstsein die Mannschaft alles aus dem Weg geräumt hat und damit zurecht die Trophäe holte!“

Zusätzlich können zwei Einzel-Awards gefeiert werden: Bei der Siegerehrung am Pfingstmontag wurde Luan Wermuth als MVP und Mona Brauch als Best Batter des diesjährigen Länderpokals ausgezeichnet.

Die Qualität der SWBSV-Mannschaft steht für alle Beteiligten außer Frage. Patrick Lauer lobt außerdem die Zusammenarbeit mit Weichert und dem Team aus Mainz. Auffälligerweise zählt zu seinen persönlichen Lieblingsmomenten etwas, was augenscheinlich nichts mit dem Erbringen von Leistung zu tun hat. „Nici hat meinen jüngeren Sohn dazukommen lassen und ihn als Warm-Up-Catcher einbezogen. Die Freude in seinen Augen…!“

Hier liegt vielleicht das Geheimnis dieser Mannschaft – neben der jahrelangen Arbeit, den gezielten Maßnahmen und der aufgehenden Taktik gibt es diese Freude, etwas Entfachtes. Was das alles ermöglichen kann, hat sich an diesem Pfingstwochenende gezeigt und wird so schnell nicht vergessen. Nicht wenige blicken schon nach vorne und spekulieren, zu welchen weiteren Erfolgen das noch führen wird. 
Weicherts Art ist das nicht. „Hauptsache das Team hat ein starkes Turnier gespielt.“
Den Kids muss man das nicht zwei Mal sagen. „Wir haben auch gefeiert“, sagt Mona Brauch mit breitem Grinsen.

Herzlichen Glückwunsch an die gesamte Mannschaft und ihren Trainerstab! Noch nie zuvor hat Südwest den Länderpokal der Schüler gewonnen.

Text: Felicitas Pommerening