Am 26. September machten sich die Mainz Athletics auf den Weg zur Deutschen Meisterschaft der Jugend in Berlin. Die DM der Schüler und der Junioren, eine Woche zuvor, war für Mainz schon erfolgreich gelaufen: Das Schüler-Team war Meister geworden, die Junioren hatten den zweiten Platz gemacht. Es war also naheliegend zu sagen, die Sterne stünden gut. Aber auch wer faktenbasiert durchs Leben geht, war bestimmt zuversichtlich: Vier Spieler aus dem Jugend-Kader waren im Sommer mit der Nationalmannschaft Europameister (U15) geworden, neun von ihnen hatten die Junioren bei ihrer DM unterstützt und zur Silbermedaille beigetragen.
„Möglichst viele Spiele gewinnen, war die Devise“, sagt Coach Lennart Richterich rückblickend. Mit ihm coacht Stevan Morales Weggeman und Christian Schäfer die Jugend-Mannschaft in Mainz, zusammen stecken sie viel Arbeit und Energie ins Team. „Wir machen uns Gedanken, haben viel ausprobiert und auch verändert.“

Nicht ohne Grund verfolgten also alle Angereisten aus Mainz das erste Spiel der Mainz Athletics mit entsprechend großer Spannung und keiner geringen Erwartungshaltung.

Oben von links nach rechts: Coach Lennart Richterich, Jonas Kögler, OswinMarusczyk Herrera, Luis Fermin Giere, Nelson Castañeda Street, Felipe Morales Weggeman, Maximilian Brinkmann, Samuel Schäfer, Coach Christian Schäfer, Coach Stevan Morales
Unten von links: Mason Cameron, Artin Krischok, Noah Brown, Joshua Hardt, Nelson Pommerening, Aaron Schmidt, John Williams


Samstag, 27.09.

Bei schönstem Wetter ging das erste Gruppenspiel los, gegen die Guggenberger Legionäre, mit Bennet Lindner für Regensburg auf dem Mound – seinerseits ebenfalls in der U15-Nationalmannschaft und also Europameister. Trotzdem schafften es die Mainzer gut zu hauen und eröffneten das Spiel mit zwei Runs.

Für Mainz pitchte Felipe Morales Weggeman, der auf dem aufgebauten Mound des umfunktionierten Fußballfelds seinen üblichen Bewegungsablauf nicht ohne Weiteres ausführen konnte und erst nach einem schwierigen Start die richtige Anpassung fand. Vorher konnte Regensburg zwei Runners auf Base bringen und einen Homerun schlagen. Ein Double-Play der Mainzer beendete das Inning bei einem Punktestand von 2:4.
 
Aber auch Mainz kann anschließend wieder scoren: Auf einen Groundball von Luis Femin Giere ins Center Field kommt Samuel Schäfer – durch Walk und Steal auf die Zweite Base gekommen – nach Hause. Er reduziert so die Regensburger Führung auf einen Run, bevor es für Mainz wieder in die Defensive geht.
Mit Samuel auf dem Mound machen die Mainzer zwei schnelle Aus und beenden das Halbinning mit einem sensationeller Wurf von Catcher Nelson Castañeda Street an die zweite Base: Caught Stealing, drittes Aus.

Nach wie vor steht es also 3:4, die Mainzer brauchen Punkte.
Als Noah Brown mit einem Walk auf Base kommt, Jonas Kögler ihm genauso folgt und Felipe John (FJ) Novak weit ins Left Field schlägt, sind die Bases geladen und Samuel kommt an den Schlag. Regensburg hat allerdings auch schon zwei Aus gemacht. Alle drücken die Daumen – da missglückt ein Steal von der dritten Base nach Hause.
Die untere Hälfte des dritten Innings geht wieder schnell: Samuel fängt den Ball vom zweiten Schlagmann, direkt danach fängt Oswin Marusczyk Herrera einen Flyball im Center Field und dem vierten Schlagmann wirft Samuel ein Strikeout.

Im vierten Inning können die Mainzer das Spiel drehen. Samuel bekommt einen Walk, Felipe schlägt günstig an der erste Base vorbei und nach einem Passed Ball stealen er und Samuel sich beide eine Position weiter. Nelson schlägt daraufhin weit ins Outfield, wo der Ball nicht gefangen werden kann: Samuel und Felipe können beide scoren. Es steht 5:4!

Die nächsten beiden Halbinnings gehen punktelos über die Bühne. Mainz hat also nach wie vor nur einen minimalen Vorsprung von einem Run, als Regensburg wieder an der Platte steht – und einen Homerun schlägt. Mit Gleichstand geht es weiter, Regensburg ist immer noch in der Offensive, die Spielzeit ist fast abgelaufen.
Auch der dritte Schlagmann der Legionäre trifft gut: Der Ball fliegt hoch und weit ins Center Field. Auf der Tribüne hält man den Atem an. Aber der Ball landet nicht hinterm Zaun sondern sicher im Handschuh von Oswin.
Nach drei Aus steht es nach wie vor 5:5 und die Spielzeit ist vorbei.

Im Extra-Inning startet Mainz mit zwei Base-Runnern: Samuel steht an der 1 und FJ an der 2. Dadurch geht es schnell, nach einem Walk für Felipe sind die Bases schon geladen und der Tisch ist gedeckt für Luis. Sein Ball geht zur dritten Base und führt zum Aus an Home, er selbst ist aber safe an Eins.
Nelson kommt an den Schlag und wieder ist der Grand Slam möglich. Er schlägt einen fantastischen Line Drive an der dritten Base vorbei – denkt man. Aber doch nicht. Unfassbarer Weise hat Bennet den Ball dort gefangen. Zwei Aus. Kein Run gescort.
Oswin kommt an den Schlag – und beweist ein gutes Auge. Er bekommt einen Walk, schiebt alle Runner vor sich her und Samuel punktet! 

Bei zwei Aus erwischt Noah den Pitch nicht ganz so glücklich, der Ball hüpft in Richtung dritte Base, zu dem phänomenalen Fielder, der gerade erst so begeistert hat – und dann passiert, was eben Baseball ist. Ausgerechnet dieser Ball schafft Probleme für die Defense, zwei Mainzer kommen nach Hause. Es steht 8:5!
Mason Cameron bekommt einen Walk und auf den anschließenden Hit von Jonas kommen nochmal zwei Runner nach Hause. Das Feld wirkt daraufhin ein wenig chaotisch – trotzdem schafft es Regensburg noch, Jonas beim Weiterrennen an die zweite Base aus zu machen.

Bei 10:5 geht Regensburg in die Offensive, ebenfalls mit zwei Runnern direkt auf Base.
Mittlerweile ist klar: Gewinnt Mainz dieses erste Gruppenspiel stehen die Athletics schon im Halbfinale.
Der erste Ball von Regensburg geht als Grounder Richtung Third Base. Dort wurde gerade Artin Krischok eingewechselt, der jüngste Spieler der Mainzer Mannschaft, der eine Woche zuvor noch bei der Schüler-DM auf dem Feld stand. Er macht das Double Play.
Doch anschließend geht es rund: Ein Flyball fällt im Centerfield, Regensburg punktet, dasselbe nochmal im Left Field, es steht 10:7.
Samuel steht immer noch auf dem Mound, ein Runner an der Second Base. Doch er lässt sich nicht nervös machen und wirft souverän ein Strikeout zum dritten Aus. Mainz ist im Halbfinale!

„Das war ein unglaublich wichtiges Spiel“, sagt Richterich. „Die Jungs haben das sehr gut gemacht.“ Müsste man ihn auf ein Highlight festnageln, würde er diesen Moment nennen. Aber eigentlich sei das ganze Wochenende für ihn ein persönliches Highlight.

Im zweiten Gruppenspiel, gegen die Heidenheimer Heideköpfe, sind die Mainz Athletics in guter Schlaglaune. Bei einem Punktestand von 8:4 schlägt Luis über den Zaun – mit Samuel und Felipe auf Base. Nach einem Base-Hit von Nelson schlägt auch Noah einen Homerun. Mainz geht mit 8:9 in Führung und lässt sich diese auch nicht mehr abnehmen.
Damit haben die Mainz Athletics beide Gruppenspiele gewonnen.

Sonntag, 28.09.

Im Halbfinale stehen die Mainz Athletics dem Gastgeber der Meisterschaft gegenüber: Den Berlin Wizards. Nicolas Vögler steht für sie auf den Mound, ein hervorragender Pitcher, der die Mainzer Offensive mehr oder weniger lahmlegt. An diesem Tag ist er einfach zu gut. Gleichzeitig können die Berliner ihrerseits offensiv Stärke beweisen. Bei einem Punktestand von 6:1 ist das Spiel vorbei und der Einzug ins Finale an die Wizards abgegeben. Den jungen Mainz Athletics ist ihre Enttäuschung deutlich anzusehen, ihren Coaches ebenso. Sie wissen: Ihr Team hätte ohne Weiteres in dieser DM auch im Finale stehen können.
Aber: „Vögler hat einfach ein Super-Spiel gemacht“, sagt Richterich später. Nelson hat trotzdem sogar einen Homerun gehauen. „Wir haben kein schlechtes Spiel gemacht. Aber hinten raus konnten wir nicht viel tun, wir haben den Pitcher einfach nicht aus dem Rhythmus bekommen.“

Als das Spiel um Platz Drei gegen Heidenheim beginnt, ist den jungen Athletics nichts mehr anzumerken: Mit neuem Fokus und guter Laune stehen sie im Feld, mit Luis auf dem Mound. Sie lassen nur einen Run zu, bevor sie in die Offensive kommen.
Auf einen eröffnenden Walk von Samuel folgen zwei Double – erst von Felipe, dann von Luis –, danach schlagen Nelson und Oswin beide durchs Infield durch. Nach kürzester Zeit steht es schon 3:1 für Mainz. Auch FJ haut einen Double raus und bringt Noah und Marc Schüttler nach Hause. Beim zweiten At Bat von Luis geht sein Line Drive bis an den Zaun des Left Fields – drei Runner kommen nach Hause. Es steht 8:1. Nelson bringt seinerseits mit einem Line Drive ins Outfield Luis nach Hause, bevor Heidenheim das dritte Aus machen kann.
 
Zu Beginn des zweiten Innings lassen die Mainzer nichts zu. Three up, three down, schon können die Athletics wieder an den Schlag und machen mit ihrer soliden Offensive nochmal fünf Punkte.
Heidenheim kann anschließend den Rückstand nicht reduzieren, aber auch Mainz geht ohne weiteren Run aus dem dritten Inning. Es steht weiterhin 14:1.

Im vierten Inning steht Noah auf dem Mound. Mainz bleibt souverän und hält die Heidenheimer Offensive ein weiteres Mal kurz.
Zurück am Schlag kommt Felipe auf einen Line Drive von Luis nach Hause, der dann seinerseits durch Nelsons weiten Schlag ins Left Field scort. Bei 16:1 wird das Spiel frühzeitig beendet. Mainz hat deutlich den dritten Platz der Meisterschaft gewonnen!
„Die Offense hat nochmal gezeigt, was sie drauf hat“, freut sich Richterich darüber, wie das Spiel gelaufen ist und ist auch ingesamt zufrieden. „Das war ein Super-Turnier, ich bin sehr, sehr happy.“ Er möchte keinen einzelnen Spieler hervorheben – das ganze Team habe sehr gut zusammen funktioniert, das Baseball-Feuer sei spürbar in allen entfacht, was die Coaches freut. Und sie haben eine Medaille nach Hause gebracht. „Das ist eine starke Leistung“, gratuliert auch Nici Weichert, Sportdirektor der Mainz Athletics.
Vicky Morales Weggeman, bei den Mainz Athletics im Vorstand für den Nachwuchs zuständig und zusätzlich Managerin der Jugendmannschaft, kann dieses Jahr nur zufrieden sein. „Ich bin stolz auf unseren Nachwuchs, dass wir dieses Jahr einen ganzen Medaillensatz erspielen konnten.“

Mit dem Erfolg der Jugendmannschaft der A’s hat der Mainzer Nachwuchs in den jeweiligen Deutschen Meisterschaften 2025 den ersten, zweiten und dritten Platz gemacht. Als hätte es in den Sternen gestanden.

Text: Felicitas Pommerening