Da war das Spiel noch jung. Und unsere Coaches Don Freeman und Ulli Wermuth ahnten noch nicht, wie spät sie nach Hause kommen würden.
Unsere Coaches Don Freeman und Ulli Wermuth sahen nun vier Siege am Stück und wollen die Serie in Mannheim fortsetzen.

Zehn Spiele hat unsere Bundesligamannschaft jetzt gespielt, ein Drittel der Saison 2015. Sechs Siege und vier Niederlagen gab es, die erste Standortbestimmung fällt jedoch noch schwer.

Betrachten wir auf dem Weg zur Zwischenbilanz zunächst die Saisonprognose. Es gibt die beiden Großen, Regensburg und Heidenheim. Es gibt die beiden Kleinen, Tübingen und Bad Homburg. Es gibt die vier in der Mitte, neben unserem Team sind das die Mannschaften aus Haar, Mannheim und Stuttgart.

Unser Split gegen die Heideköpfe am ersten Spieltag ist aller Ehren wert. Der folgende Split gegen die Disciples im Rahmen des Normalen, die Doppelniederlage in Regensburg nichts völlig Ungewöhnliches. „Die Heimspiele gegen Stuttgart“, hieß es, „sind die interessanten Spiele. Nach ihnen wissen wir, wo wir wirklich stehen.“ In der Tabelle zwar direkt hinter den Reds, aber im direkten Duell führen wir mit 2:0 Siegen. Knappen Siegen, wie so häufig gegen Stuttgart, wichtigen Siegen, die den Anspruch untermauern: Playoff-Teilnahme als erstes Ziel, dann weitersehen.

Die beiden Siege in Bad Homburg waren in der Vergangenheit ebenfalls normal: Zuletzt haben wir 2013 gegen die Hornets verloren, seither inzwischen neun Spiele gewonnen. Die Ergebnisse werden allerdings knapper. „Bad Homburg ist in diesem Jahr stärker als 2014“, stellte unser Pitcher Christian Decher fest. „Sie haben solide Ausländer, was ein wichtiger Faktor ist. In der Preseason haben wir sie ohne ihre Ausländer noch mit einem B-Team deutlich geschlagen. Gegen die komplette Mannschaft mussten wir aufpassen.“ Und unser Coach Ulli Wermuth ergänzte nach dem 7:1/4:2-Sweep: „Mit Victor Voll ist noch ein sehr guter Jugendspieler dazugekommen, Max Doll ist ein guter Bundesligapitcher geworden. Darum war es dieses Jahr knapp.“

Noch nicht gespielt haben wir gegen Tübingen und Mannheim. Die Tornados sind unser Gegner in den kommenden vier Spielen, und auch das werden interessante Spiele. Denn in ihrer Jubiläumssaison – sie feiern ihr 40. Jahr – stehen die Tornados nach zehn Spielen mit nur einem Sieg am Tabellenende, noch hinter den Tübingen Hawks, die auch erst einmal gewonnen, aber erst achtmal gespielt haben. Vier Pflichtsiege zu erwarten wäre dennoch der falsche Ansatz vor den Auswärtsspielen am Freitag und Samstag (jeweils 19 Uhr): „Mannheim und Tübingen stehen unten in der Tabelle, aber wir werden ihnen nicht einfach davonlaufen können“, warnt unser Coach Don Freeman. „Man muss auch sehen, gegen wen sie gespielt haben.“ Nämlich gegen jeden bis auf Mainz und Tübingen. Den einzigen Punkt holten die Tornados gegen die Bad Homburg Hornets; gegen Heidenheim (6:7) gab es eine knappe Niederlage, oft kassierten die Mannheimer aber schon in den mittleren drei Innings etliche Runs.

Wermuth würde gern die Großen unter Druck setzen: „Wir sind so stark wie nie in den letzten fünf Jahren“, sagt unser Coach. „Auch die Heidenheimer, die immer super Baseball spielen, sind in diesem Jahr angreifbar. Wir sollten uns auch den oberen Teil der Tabelle als Ziel setzen. Das ist möglich, wenn wir alles zusammen abrufen.“

2015-pitcher
Der Pitching Staff ist das Prunkstück unseres Kaders. Von links: Nick Böttger, Jan-Niclas Stöcklin, Christian Decher, Tim Stahlmann, Pascal Raab, Manuel Möller und als einziger Nicht-EU-Ausländer AJ Mackey.

Daran krankt unsere Mannschaft noch etwas. Alle Aspekte, Pitching, Defense, Hitting, beherrscht sie, alle Aspekte hat sie in dieser Saison schon auf hohem Niveau gezeigt. Vor allem auf dem Mound sollten wir sehr gute Möglichkeiten haben; das zeigte auch der Rollentausch in Bad Homburg. „Mit unserem großen deutschen Staff sind wir sehr flexibel“, sagte Decher. „In Bad Homburg hatten wir das Gefühl, es sei schlauer, mal zu tauschen.“ Der bisherige Reliever startete im ersten Spiel, „und er hat einen sehr guten Job gemacht“, lobte ihn Don Freeman. „Er hat viel länger geworfen als bisher in dieser Saison, 93 Pitches“ – aber natürlich hat Decher genug Starter-Erfahrung, um das zu kennen.

Jan-Niclas Stöcklin konnten wir dadurch für das zweite Spiel aufsparen, als Gegner des US-Pitchers Gary Owens. AJ Mackey, bisher jedes Mal Starter im Spiel 2, löste ihn im letzten Drittel erst ab. Manuel Möller beendete das erste Spiel; Tim Stahlmann, Nick Böttger und Pascal Raab hätten wir noch in Reserve gehabt. „Eigentlich ist es egal, wen wir von ihnen bringen“, sagte Don Freeman. Qualität ist immer vorhanden, in jeder Besetzung.

Die Kunst liegt nun darin, das starke Pitching und die wiedererlangte Sicherheit in der Defensive mit der Angriffswucht der ersten Partien zu kombinieren. Marcel Schulz und Lennard Stöcklin sendeten in Bad Homburg vielversprechende Signale, Nici Weichert schlug seinen ersten Homerun, wenn auch der Ball nicht über den Zaun ging. „Es hat geholfen, dass der Kerl ganz schön schnell ist“, sagte Freeman. „Es war die richtige Mischung aus einem Schlag, der am Verteidiger vorbei ging, und einem Sprinter.“ Allerdings fehlte der oberen Hälfte der Lineup die vollendete Effizienz; punktuell war jeder gefährlich, aber einige Chancen blieben liegen. „Wir hätten beide Spiele klarer gewinnen können und müssen“, sagte Ulli Wermuth. „Wir sind spät reingekommen, hatten Druck, wurden nervös. Wir mussten froh sein über jeden Run, dabei sollten wir in jedem Inning einen Run scoren können.“

Gelingt es, alle Aspekte gleichzeitig zu präsentieren, dann stellen wir jedem Gegner eine schwierige Aufgabe. cka

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