Spannend war’s, spannend bleibt’s. 1-1 steht es im Playoff-Viertelfinale unserer Bundesligamannschaft gegen den Nordmeister Bonn Capitals nach den beiden ersten Partien. Die Bonner gewannen zum Auftakt der Best-of-Five-Serie 5:3, wir antworteten mit einem 3:2. „Und jetzt ist alles wieder offen“, sagte Mike Larson, der im ersten Spiel beinahe der Matchwinner gewesen wäre. „Jetzt ist es ein Best-of-Three.“

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Fast der Matchwinner im ersten Viertelfinalspiel: Mike Larson brachte uns mit einem 3-RBI-Homerun 3:1 in Führung.

Es war ein Drama am Samstagnachmittag. „Ein Pitch!“, ärgerte sich unser Coach Ulli Wermuth. „Ein Pitch hat uns gefehlt!“ Zweimal sogar war die Chance da, mit einem Strike das Spiel 3:1 zu gewinnen. Aber dieser Strike kam nicht.

Zunächst aber führten die Bonner. Bereits der Leadoff Eric Brenk erlief nach einem Fehler im Rightfield das 1:0. Diesem Rückstand lief unser Team in einem hochklassigen Pitcherduell zwischen Maurice Wilhelm und Jan-Niclas Stöcklin lange hinterher. Unser Starter war dabei derjenige, der mehr alleine entschied – in acht Innings warf Stöcklin zehn Strikeouts und sechs Walks, Wilhelm wiederum in sieben Innings nur fünf Strikeouts und gar keine Walks. „Deswegen haben wir verloren“, sagte Wermuth. „Das ist so in den Playoffs. Wer mehr Spieler mit Walks auf die Bases lässt, verliert.“

Dennoch waren Runner sehr selten in dieser Partie. Bis ins siebte Inning: Marcel Schulz und Peter Johannessen eröffneten den Durchgang mit zwei Singles. Und Mike Larson brachte uns mit einem Homerun über das Rightfield 3:1 in Führung.

Stöcklin wackelte anschließend. Im achten Inning schickte unser Starter nach zwei Strikeouts drei Bonner mit Walks auf die Reise. Das 3:1 hielt, weil Daniel Lamb-Hunt, von zwei Strikes bereits unter Druck gesetzt, den Ball in Schulz‘ Handschuh schlug.

Manuel Möller übernahm das neunte Inning. Mit zwei Infield Plays kamen wir dem Spielende sehr nahe. Jan Jacobs Basehit sahen wir gelassen. Vincent Ahrens hatten wir am Rande des Strikeouts; es wurde ein Ball-Ball-Ball-Strike-Foul-Ball-Walk. Zwei Mann auf Base. Wilson Lee, der Star der Bonner, frisch eingewechselt am Schlag. Strike 1, Ball, Ball, Strike 2. Ball. Und anstelle des dritten Strikes ein 2-RBI-Double zum Ausgleich. Mit zwei weiteren Runs im zehnten Inning gewannen die Capitals das Spiel.

„Wir haben es in den letzten Minuten weggegeben“, sagte Larson. „Das war enttäuschend.“ Spürbar: Noch eine Niederlage am Sonntag, dann war’s das – der Pessimismus war fast greifbar.

Nicht allerdings in der Mannschaft: „Drehen wir es heute?“, wurde Jan-Niclas Stöcklin wenige Minuten vor dem zweiten Spiel gefragt. „Müssen wir ja“, sagte Stöcklin. Also haben wir’s getan. Und mit einem grandiosen AJ Mackey auf dem Mound und einem unerschütterlichen Tim Stahlmann im Relief Wilson Lee geknackt, was zuvor nur dem Solinger Chris Mezger gelungen war.

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Holte den Win im zweiten Viertelfinale: AJ Mackey im vielleicht besten Spiel im A’s-Trikot.

Ein bisschen hat freilich Lee dazu beigetragen. Zwei Innings brauchte der Starter der Bonner, um ins Spiel zu finden. Zwei Innings, in denen wir mehr als zwei Runs hätten scoren müssen. Lee warf Balls, schob Kevin Kotowski im ersten Inning durch einen Walk, einen Pitch zum verpatzten Play an der zweiten Base, noch einen Walk und noch einen Walk zum 1:0 nach Hause. Alle Bases waren weiterhin besetzt, aber Lee beendete das Inning mit einem Strikeout.

Im zweiten Inning kamen die Bonner mit den bösen Bunts in Richtung der dritten Base nicht zurecht. Die Bases waren schnell wieder voll, aber wieder reichte es nur für einen Run durch Joel Johnson nach Schlag von Max Boldt.

Und Lee fing sich, ließ vier Innings lang keine Runner mehr laufen, sah im fünften Durchgang nach einem weiten Double von Jacob das 1:2, kassierte wiederum im siebten nach einem Double von Schulz das 1:3, wieder durch Kotowski. Und schlug im achten selbst zu: Homerun, 2:3 aus Sicht der Capitals.

Ein Verdienst von Mackey, der sein womöglich bisher bestes Spiel im Mainzer Trikot machte, sechs Strikeouts warf, immer ruhig blieb. „Ich wusste, dass ich nicht viele Schlagleute mit Kraft auswerfen werde“, sagte unser Pitcher. „Ich habe den Ball flach gehalten, die Pitches zu platzieren versucht und die Defensive arbeiten lassen. Ich vertraue meinem Team.“ Nervös wurde Mackey zu keinem Zeitpunkt, auch nicht nach dem 1:2. „Ich liebe diese Spiele“, sagte der Amerikaner. „Wir hätten gestern eigentlich schon gewinnen müssen, heute mussten wir wirklich. Die Atmosphäre war toll. So macht es mir Spaß!“ Und ein Verdienst von Tim Stahlmann, der beim Stand von 2:1 übernahm. „Es hat sich gut angefühlt“, sagte der Reliever. „Ich hatte keine Bedenken, dass das Spiel noch kippen könnte.“

Allerdings wurde es im neunten Inning noch einmal knapp. Wilhelms Ball flog weit, weit weg, war aber etwas zu niedrig, um über den Zaun zu kommen. Wilhelm kam nur bis zur zweiten Base, wagte sich nach Ahrens‘ Flugball ins Rightfield nicht weiter. Und landete nach dem Schlag des eingewechselten Spielertrainers BJ Roper-Hubbert im Rundown – zweites Aus. Jacob schickte einen letzten harten Schlag ins Outfield, aber Marcel Schulz war da, fing den Ball aus der Luft zum letzten Aus und zum 3:2-Sieg.

Und die Euphorie ist auf einmal wieder da. „Ein guter Pitch mehr und wir gehen mit 2-0 nach Bonn“, haderte Wermuth zwar kurz, „aber es ist der Erste aus dem Norden, eine starke Baseballmannschaft, und wir haben gezeigt: Wir können deren Ausländer schlagen.“

Noch einmal? „Auf jeden Fall“, sagte Mackey. „Bonn hat unsere Spieler und Pitcher jetzt allerdings auch gesehen. Jetzt wird es darauf ankommen, wer die besseren Justierungen schafft.“

Und Larson freut sich auf den kommenden Samstag. „Manchmal is es komisch, wie Baseball funktioniert. Wir werden mit Janni alles geben und sehr selbstsicher nach Bonn fahren.“

Denn, wie unser Präsident Hartmut Schäfer feststellte: „Es ist immer besser, mit einem Sieg aus dem Wochenende zu kommen, als mit einer Niederlage.“ Ein 1-1 mag nur ein 1-1 sein, aber die Tendenz ist gerade auf unserer Seite. cka

Bonn Capitals   1 0 0 0 0 0 0 0 2 2   5
Mainz Athletics 0 0 0 0 0 0 3 0 0 0   3

CF K. Kotowski, RF Schulz (1/0), LF Johannessen (1/0), 1B Boldt, DH Larson (1/3), C Wagner, 3B L. Stöcklin, SS Johnson (10. PH M. Raab), Weichert (10. PH Mackey) – P J. Stöcklin (9. P Möller).

Bonn Capitals   0 0 0 0 1 0 0 1 0   2 
Mainz Athletics 1 1 0 0 0 0 1 0 -   3

CF K. Kotowski (2 Runs/0 RBIs), RF Schulz (0/1), LF Johannessen, 1B Boldt (0/1), DH Larson, C Wagner (0/1), 3B L. Stöcklin, SS Johnson (1/0), 2B Weichert – P Mackey (7. P Stahlmann).

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