Was für ein Baseball-Nachmittag auf der Mainzer Sandflora! Als kurz vor 20 Uhr der von Nils Hartkopf geworfene Ball im Handschuh von Martin Kipphan ein sicheres Zuhause fand und so das dritte und letzte Aus im siebten Inning gegen Thomas Hofmann den Halbfinaleinzug der Mainz Athletics besiegelte, kannte die Begeisterung der tapfer ausharrenden Fans keine Grenzen mehr.

Vorausgegangen war ein erstes Spiel, welches die Bonner schon früh abgehakt hatten und das am Ende in einer Klatsche für die Bundesstädter endete und eine sehenswerte Aufholjagd in der zweiten Partie.

Spiel 1: Mainz überrollt chancenlose Bonner mit 21:2

Manuel Möller gegen Tim Henkenjohann, so das Duell im ersten Spiel, bei dem die Bonner bereits im ersten Inning nach einem Single von Joel Rodriguez, der letzte Saison noch das Dress der Athletics drug, durch den Run von Lennart Weller in Führung gehen konnten. Ein Vorsprung, den die Hausherren aber umgehend egalisierten, denn Henkenjohann fand nicht in sein Spiel. Elf Schlagleute brachten die Mainzer gleich im ersten Durchgang an die Platte, nach fünf Walks, einem Hit by Pitch und einem Double von Mike Larson standen am Ende fünf Punkte auf der Mainzer Seite der Anzeigetafel. Nachdem die Athletics im zweiten Durchgang das halbe Dutzend voll gemacht hatten, räumte Henkenjohann das Feld für Mirko Heid, der zwar im zweiten Inning keine Punkte mehr zulies, dafür ein Angriffsrecht später mächtig unter Druck geriet. Der von ihm abgeworfene Ulli Wermuth und Keigo Miyagi, durch Single auf Base, punkteten nach einem Double von Max Boldt, der wiederum von Sascha Lutz, dessen Homerun gleichzeitig auch für einen erneuten Pitcherwechsel auf Bonner Seite sorgte, nach Hause gebracht wurde. Zu diesem Zeitpunkt stand es bereits 10:1 und Bonns Coach Mathias Winterrath, der mit dem Spiel offensichtlich abgeschlossen hatte, beorderte den Nachwuchs auf den Werferhügel.
Kein Inning blieben die Grün-Gelben in der Folge punktlos und mit dem 3-Run-Homerun von Mike Larson als offensiven Höhepunkt konnte Möller, der gelassen durch die Offensivreihen der Bundesstädter marschierte, an seinem Geburtstag am Ende den Win mit auf die Geschenkeliste setzen.

     1 2 3 4 5 6 7  R  H E
BON  1 0 0 0 1 0 0  2  5 6
MAI  5 1 5 2 1 7 - 21 14 1
WIN: Möller, M (1-1)
LOSS: Henkenjohann, T (1-1)

Spiel 2: „You don’t save a pitcher for tomorrow. Tomorrow it may rain” (Leo Durocher)

Nach dem Debakel im ersten Spiel war fraglich, wen Winterrath in der zweiten Begegnung auf den Hügel schicken würde. Er schenkte erneut Henkenjohann das Vertrauen und dieses mal macht der Hüne im Dress der Capitals seine Sache besser. Denn während sein Angriff bereits im ersten Inning drei Punkte gegen Keigo Miyagi erlaufen konnte brachten die Mainzer gegen Henkenjohann keinen Fuss auf den Boden und selbst aus vermeintlich aussichtsreichen Situationen für die Hausherren ging er immer als Sieger hervor. Endgültig verloren schien die Partie nach 3½ Innings: Miaygi haderte zusehends mit seiner Kontrolle, gab zahlreiche Walks ab und sah sich nach dem Homerun von Christian Niesen am Ende des vierten Innings einem Rückstand von neun Punkten gegenüber. Scheinbar nicht mehr einholbar. Aber wie sagt der Baseballer so schön? „It ain’t over ’til the fat lady sings”.

Vier Schlagrechte standen den Gutenbergstädtern noch zur Verfügung, um das Spiel zu kippen. Und sie sollten sie nutzen. Die Aufholjagd begann in der unteren Hälfte des vierten Innings. Nach einem schnellen Aus ließ Henkenjohann Martin Kipphan und Ulli Wermuth per Walk auf Base, der Bunt von Miyagi mündete in einem Überwurf am ersten Base und Mainz war damit durch den von Kipphan markierten Run erstmals auf der Anzeigetafel.
Ein Double von Sascha Lutz brachte zwei weitere Punkte, aber der Abstand schien nach wie vor unrealistisch groß, um ihn noch aufholen zu können.
Winterrath handelte, wollte Heid offensichtlich für ein mögliches fünftes Spiel schonen und so übernahm Martin Amaparo für den schwächelnden Hekenjohann, um den Vorsprung über die Zeit zu retten. Er beendete Inning Nummer vier mit einem Flyout, aber die Mainzer machten ein Angriffsrecht später nahtlos dort weiter, wo sie vorher aufgehört hatten. Zwei Runs im fünften Inning sorgten für ein schnelles Ende des Arbeitstages von Amaparo, Darjusch Schütze sollte es in der Folge richten, der Junior profitierte von einem etwas übermütigen Baserunning von Miyagi und holte sein Team dann mit einem Grundout aus dem Inning.
Doch die Sandflora hatte sich mittlerweile in einen Hexenkessel verwandelt. Die Fans hatten, auch durch das zwischenzeitliche 10:5 durch Marc Marsch wenig beeindruckt, längst Morgenluft gewittert und peitschten ihr Team frenetisch nach vorne. Schütze zeigte Nerven. Hit by Pitch gegen Lutz, Single für Larson und ein Abwurf von Radicke luden die Bases, der Walk gegen Rinaldi stellte den alten Abstand wieder her und beendete zugleich die Vorstellung für Schütze. Raoul Vychodil durfte sein Glück versuchen. Ein Single für Hartkopf und der misslungene Versuch beim Schlag von Kipphan, das Aus gegen Ersteren zu spielen, ließen bei geladenen Bases den Vorsprung immer weiter schrumpfen. 10:8 stand es aus Bonner Sicht, als Ulli Wermuth an die Platte trat und mit seinem Double sowohl Rinaldi als auch Hartkopf nach Hause brachte. Ausgleich, ein nie für möglich gehaltenes 10:10 brachte den Sieg plötzlich wieder in greifbare Nähe. Sich wohl doch des alten Zitats Leo Durochers erinnernd griff Winterrath zum letzten verbleibenden Notnagel, um die drohende Niederlage abzuwenden: Mirko Heid. Doch dieser setzte den Pitch zunächst einmal in den Dreck und Kipphan, der die Aufholjagd begonnen hatte, lies sich die Gelegenheit nicht entgehen und markierte auch die Führung für sein Team. Auch Wermuth und Miyagi punkteten noch, bevor Heid den unter Volldampf stehenden Punktezug der A’s nach acht Runs mit einem Strikeout zum stehen bringen konnte. Doch es war zu spät.
Sichtlich beflügelt von der Offensivleistung im sechsten Inning hielt sich Miyagi, der nach dem Durchhänger im vierten Inning wieder routiniert vom Mound aus agierte, schlussendlich auch nicht mehr lange mit der Bonner Offensive auf. In Zusammenarbeit mit seiner Feldverteidigung schickte er gleich die ersten drei Schlagleute direkt wieder zurück auf die Bank.

     1 2 3 4 5 6 7  R H E
BON  3 0 0 6 0 1 0 10 6 3
MAI  0 0 0 3 2 8 - 13 8 2
WIN: Miyagi, K (2-0)
LOSS: Vychodil, R (0-2)

Damit stehen die Mainz Athletics im Halbfinale um die Deutsche Meisterschaft, dieses wird ebenfalls im Best-of-5 Modus ausgetragen und beginnt am nächsten Samstag mit zwei Begegnungen gegen den amtierenden Meister Solingen Alligators. Spielbeginn ist um 13:00 Uhr auf der Mainzer Sandflora.

Bilder zum Spiel