Ein Split in den Heimspielen gegen die Tübingen Hawks, das war nicht das, was wir uns vorgenommen hatten. Nicht das, was wir erwartet hatten. Für uns alle, für die Fans, die Spieler, die Coaches war dieser körperlich und psychisch anstrengende Samstagnachmittag eine Enttäuschung. „Die Serie, dass wir aus unterschiedlichen Gründen immer wieder Spiele verlieren, setzt sich fort“, sagte unser Coach Ulli Wermuth. Aber schon im nächsten Satz: „Wir werden weiter kämpfen, hart trainieren, nicht aufgeben.“

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Symbolisch für das ganze erste Spiel: Julius Spann kommt an der 2. Base nicht an.

Was im ersten Spiel tatsächlich passiert ist, ist schwer zu erklären; vielleicht aus dem Stand und ohne gründliche Detailanalyse gar nicht. Wir kennen Aspekte. Spät im Spiel vom unteren Ende der Lineup zwei Runs zu kassieren, ist keiner davon. Das muss man auch gegen eine bis dahin sieglose Mannschaft in Kauf nehmen. Das ist normalerweise kein Grund zur Unruhe. Normalerweise scort man selbst.

Gegen den Tübinger Starter Kyle Waddell war das auch diesmal kaum möglich. Schon im Hinspiel hatten wir mit den fiesen Sidearm-Pitches des britischen Starters große Schwierigkeiten. Vier Hits in zehn Innings gelangen uns nur gegen Waddell. Das ist nicht viel, aber es eröffnete Chancen zum Punkten. „Gegen keinen anderen Pitcher tun wir uns so schwer“, sagte Wermuth. „Nicht gegen Luke Sommer, nicht gegen Mike Bolsenbroek. Ich muss den Hut ziehen. Der liegt uns nicht.“ Eine Ausrede für die null Runs ist das nicht. „Wir müssen auch gegen ihn schlagen“, sagte auch unser Coach.

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Doch nicht der erste Schritt eines großen Comebacks: Timmy Kotowski kam im vierzehnten Inning bis zur zweiten Base, aber nicht mehr weiter.

Wenn nicht, dann steht es dank des großartigen Pitchings von Jan-Niclas Stöcklin (8 Innings, 16 Strikeouts, kein Walk) und Manuel Möller (vier Innings, sieben Strikeouts, ein Walk) halt 0:0. „Und auf jeden Fall muss man Benjamin Burkhart schlagen“, sagte Wermuth. Gegen den Reliever der Hawks gab es im dreizehnten Inning die erste Möglichkeit, das Spiel zu gewinnen. Julius Spann (Single), Lucas Dickman (Walk) und Kevin Kotowski (Walk) waren bei zwei Aus auf den Bases. Tobias Kuczulaba am Schlag hatte drei Balls und einen Strike. Dann zwei Strikes. Dann drei. Chance vorbei. Und auch die Comebackchance war da: Walk für Mike Larson, erstes Aus, zweites Aus, Spann hit by Pitch, der Neue am Schlag. Michael McIver. Im Winter MVP in Australien. In Hollywood wäre jetzt natürlich der Homerun gekommen, das Happy End mit Geigen, Konfetti, Feuerwerk und Zeitlupe. Aber die Bundesliga ist nicht Hollywood. Es gab den Strikeout.

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Ein Hollywoodstar ist Michael McIver nicht. Aber wenn man sein Debüt als Grundlage nimmt, kann man weitere gute Leistungen auf dem Mound erwarten.

Aber es gab noch ein zweites Spiel. In dem war unseren Jungs der Schock und die Anstrengung der fünf Extrainnings in manchen Situationen anzusehen, aber die gute Reaktion kam. 1:0 nach einem Inning. 2:0 nach dem zweiten. Erst scorte Kevin Kotowski mit einem Walk, zwei Stolen Bases und einem Sacrifice Hit von Andrew Jones, dann Lennard Stöcklin nach einem Basehit, ebenfalls zwei Stolen Bases und einem Schlag von Lucas Dickman – die Hawks versuchten, Stöcklin noch an der Homeplate zu erwischen, aber schafften es nicht. Tübingen schlug zurück, verkürzte nach Fehlern auf 1:2 (3. Inning), vergab ebenso wie wir weitere Chancen; immer wieder war ein Spieler in Gelb oder in Dunkelblau auf der zweiten oder dritten Base. Wirklich knapp werden ließen wir es nie. Christian Decher pitchte gut, Kevin Kotowski scorte im fünften Inning mit einem Double und der Unterstützung von Nici Weichert und Andrew Jones zum 3:1. Das 3:2 wurde wiederum durch einen Fehler von Weichert begünstigt; im siebten Inning machte der Shortstop den Fehler wieder gut, indem er Kotowski, der mit einem Double und anschließendem Wurffehler im Outfield auf die dritte Base gekommen war, mit einem Single zum 4:2 heimschickte.
Auf dem Mound hatte inzwischen McIver übernommen, der beim Basehit seines zweiten Gegners etwas unsicher wirkte, aber den Runner sofort wieder von der Base pickte. „Das ist der Vorteil eines Linkshänders“, sagte Wermuth. Weiteren Schwächen zeigte McIver nicht. Es blieb beim 4:2.

„Den gleichen Tübinger Pitcher haben wir in Tübingen richtig auseinandergenommen, darum können wir mit dem 4:2 auch nicht komplett zufrieden sein“, sagte Wermuth. „Aber wir hatten Kontrolle im Spiel und sind trotz der Müdigkeit durchgecruist. Jetzt müssen wir den Spieltag abhaken und hinter uns lassen und aus dem Training neues Selbstbewusstsein schöpfen. Jetzt muss alles zusammenpassen, sonst wird es schwer. Aber ich glaube weiterhin, dass wir eine gute Mannschaft haben.“ cka

Tübingen Hawks   0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 2   2
Mainz Athletics  0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0 0   0

CF K. Kotowski, LF Schulz (9. Boldt, 10. 1B Kuczulaba, 11. LF), DH Larson (11. D T. Kotowski), C Jones, 3B L. Stöcklin, RF Spann, 1B M. Raab (10. LF, 10. 1B McIver), 2B Dickman, SS Weichert – P J. Stöcklin (9. P Möller, 14. P Stahlmann).

Tübingen Hawks  0 0 1 0 0 1 0 0 0   2
Mainz Athletics 1 1 0 0 1 0 1 0 -   4

CF Kotowski (3 Runs/0 RBIs), SS Weichert (0/1), DH Larson, C Jones (0/2), 1B J. Stöcklin, 3B L. Stöcklin (1/0), RF Spann, 2B Dickman, LF Schulz – P Decher (7. P McIver).

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