schweiz-team
2013 waren die Schweizer Gastgeber der B-Europameisterschaft.

Unsere Gäste aus der Schweiz sind die zweite Nationalmannschaft, die am Hartmühlenweg ihre Fähigkeiten mit denen unseres Bundesligateams misst – 2011 waren schon die Österreicher für zwei Spiele bei uns. Wir sprachen mit Thomas Landis, dem Sportdirektor der Schweizer, über die Hoffnungen, Probleme und Ziele einer kleinen, aber aufstrebenden Baseballnation.

Was führt Euch nach Mainz?
Zustande kam der Kontakt über unseren Nationaltrainer Andy Fleischauer, der früher Solingen gecoacht hat und ein gutes Netzwerk zu den Bundesligateams unterhält. Uns hat sich die Frage gestellt: Was machen wir an Pfingsten? Wir nehmen gern an Turnieren teil, aber weil die Spielpläne der verschiedenen Länder nicht aufeinander abgestimmt sind, kommt es oft vor, dass man lange einen Gegner suchen muss. Oft spielen wir einfach gegen eine Ligaauswahl. Weil es in der Schweiz viele ausländische Spieler gibt, haben wir bei uns einen guten Sparringpartner.

Wie stark ist der Schweizer Baseball?
Gegen Deutschland haben wir zuletzt 2004 bei der B-Europameisterschaft gespielt. In Regensburg haben wir 4:8 verloren, Deutschland ist dadurch in den A-Pool aufgestiegen. 2011 in Barcelona waren wir überraschend gut und haben gegen den Aufsteiger Spanien im Finale 1:2 verloren. 2013 haben wir die B-Europameisterschaft selbst durchgeführt. Diese EM ist nicht so gut gelaufen. Wir haben nur zwei Spiele gewonnen. Wir sind halt ein kleines Baseball-Land mit nur knapp über 1000 aktiven Spielern. Da ist es schwierig, zwanzig richtig gute Talente zu haben. In den letzten Jahren sind immer mehr Amerikaner mit Schweizer Pass dazugekommen, aber weil der Verband wenig Geld hat, sind wir immer darauf angewiesen, dass sie sich selbst finanzieren. Wir haben das Glück, zwei gute Collegespieler zu haben, die immer wieder kommen. Der eine arbeitet mittlerweile in der Schweiz.

Wie international seid Ihr aufgestellt?
Wir haben zugezogene Spieler. Wir haben einen Dominikaner, wir haben Chico Colindres, der Nationalspieler von El Salvador war und jetzt einen Schweizer Pass hat und für uns spielen darf. Aber natürlich gibt es in der Schweizer Bevölkerung einen Ausländeranteil von 30 Prozent. Im 30er-Kader haben wir rund 20 Spieler, bei denen nur ein Elternteil den Schweizer Pass hat. Es gibt wenige, bei denen Mama und Papa Schweizer sind.

In welchen Ligen spielen die Nationalspieler?
In der deutschen Bundesliga spielt keiner. Einen haben wir, der in den USA an einem Division-1-College spielt, aber er ist heute leider nicht dabei. Einer spielt in der österreichischen Bundesliga, die ein ähnliches Niveau hat wie unsere Liga. Die Österreicher haben ein bisschen mehr Raum, sogar kleine Dörfer haben dort oft coole Plätze. Das ist bei uns fast unmöglich. Wir haben 20 Jahre dafür ge­kämpft, ein anständiges Baseballstadion zu bekommen. Die Stadt Zürich hat es jetzt mit der Schweiz für 1,6 Millionen Franken [1,3 Millionen Euro] aus Massivbeton gebaut. 400 Zuschauer passen hinein, für die EM haben wir es auf knapp 1000 Plätze ausgebaut. Down the line ist es 99 Meter groß und 120 im Centerfield. Viele andere Felder sind Multikomplexanlagen, Fußballplätze, die über die Jahre hinweg ausgebaut wurden.

schweiz-schlag

Mit welchen Ambitionen seid Ihr nach Mainz gekommen?
Wir haben zwei Ziele. Zum einen wollen wir guten Baseball spielen. Wir kommen mit 30 Leuten, wollen die ausprobieren, auf gutem Niveau spielen, gutes Pitching sehen. Das ist der Hauptfokus. Am Sonntag wollen wir auch
zusammen feiern gehen. Wir sind mit dem erweiterten Kader hier, wie es der Entwick­­lungs­aufgabe unserer Nationalmannschaft entspricht. Wir haben bewusst auch Talente von nicht so guten Teams dabei, um sie fördern zu können. Vielleicht spielt einer nie bei der EM mit, aber er ist ständig im Nationalkader und bringt guten Spirit zurück in sein Team. Das hilft der Liga, aber auch der Nationalmannschaft. Wenn wir in jedem Verein einen Spieler haben, stehen die Leute mehr hinter uns. Drei Neulinge sind dabei: Einer spielt gleichzeitig in der U18, einer hat in der U18 gespielt und der dritte ist ganz neu. Er spielt bei einem Team, das noch keinen Nationalspieler hatte, und ist das beste Talent bei denen.

Wer ist Euer Star?
Die Mannschaft ist der Star. Aber wir haben herausragende Spieler: Catcher Tobi Siegrist, der heute nicht dabei ist, die US-Pitcher Daniel Levine und Ryan Byrne, Chico Colindres, der in ganz jungen Jahren für El Salvador gespielt hat und in die Schweiz migriert ist.

Was für ein Publikum habt Ihr?
Manchmal reisen wir sogar ohne die Freundinnen, aber einige Pilgerer wird es geben. Leider ist Mainz für  viele ein bisschen zu weit weg.

Ihr übernachtet in Wiesbaden…
Aber wir trinken etwas in Mainz. Das macht das wett.