Unser Team hat in diesem Jahr noch nicht gegen ein Pitching wie das der Bonner gespielt – die Capitals noch nicht gegen eine Offensive wie die unsere mit den Top-Hittern Peter Johannessen und Max Boldt.

Nach der kurzen Pause mit Allstar Game, Nationalmannschaftsnominierungen und einem gemeinsamen Kurzurlaub eines Teils der Mannschaft beginnt morgen (13 Uhr) die Qualifikationsrunde für die Playoffs. Wir starten als Dritter der acht deutschen Spitzenvereine in die Interleague-Spiele, schon mit spürbarem Rückstand auf den Nord- und den Südmeister Bonn und Heidenheim, punktgleich mit Dohren und Haar, mit Vorsprung auf Solingen, Paderborn, Mannheim. Und mit der auf dem Papier schwersten Aufgabe zum Auftakt, dem Doubleheader bei den Capitals, die bisher eine ausgezeichnete Saison spielen. Gegen Paderborn (2:4, 5:6) sowie Dohren (1:3) haben die Bonner lediglich drei Spiele verloren, die übrigen 21 Partien gewonnen. Es ist ihre dritte Nordmeisterschaft in Folge, 2016 verloren sie ebenfalls nur drei Partien, 2015 sogar nur zwei. Dennoch kamen die Capitals in den Playoffs bisher nicht übers Halbfinale hinaus: Im vergangenen Jahr verloren sie nach 3:0 Siegen gegen Stuttgart glatt 4:14, 2:14 und 4:7 gegen Regensburg, 2015 verloren sie nach einer spannenden 3:2-Serie gegen unser Team in vier Spielen gegen Heidenheim. 2014 war schon im Viertelfinale gegen Stuttgart Schluss für den damaligen Nord-Vizemeister, 2013 nach einem weiteren 3:2 gegen Mainz schieden die Capitals gegen Regensburg in vier Spielen aus. 2006 und 2007 wiederum haben wir Bonn im Viertelfinale aus den Playoffs geworfen.

Nationalität
ger GER
Position
Pitcher
Catcher
Infield
Alter
36
B/T
R/R
Größe
183
Gewicht
99
Vorherige Vereine
„Der Gegner ist schwierig einzuschätzen“, sagt Max Boldt. „Wir haben das ganze Jahr über nicht gegen sie gespielt. Aber wenn man sich allein die Statistiken und die Tabellen ansieht, lässt das erahnen, dass wir auf einen sehr starken Gegner treffen werden.“ Die einzige Offensivstatistik, in der die Capitals nicht die Nordstaffel anführen, sind die Triples – sie haben sechs geschlagen, Paderborn sieben. Die meisten Hits, meisten Doubles, meisten Homeruns, die mit deutlichem Abstand meisten Runs, meisten RBIs, die größte Batting Average – alles Bonn. Shortstop Eric Brenk (29 Runs), Leftfielder Christopher Goebel (AVG .429), Infielder Daniel Lamb-Hunt (30 RBIs) gehören zum Allerstärksten, was in der Bundesliga Nord an den Schlag geht.

Im Pitching sieht es ähnlich aus. Die Starter Sascha Koch (ERA 1.46) und Wilson Normal Lee (ERA 3.00) und ihre vielen Reliever haben die wenigsten Hits zugelassen, nur drei Homeruns kassiert, die wenigsten Runs einstecken müssen, nur die zweitmeisten Strikeouts geworfen, aber damit können sie leben. „Bonn hat ein sehr starkes Team“, sagt Boldt, „viele gute deutsche Spieler, die Ausländer sind sehr gut. Sie haben mit den besten Pitching Staff in Deutschland. Wir haben nicht oft gegen sie geschlagen, aber was man bei der Nationalmannschaft und in den Statistiken sieht, lässt vermuten, dass sie extrem gut sind. Mit einem so guten, so tiefen Staff kann man viele Spiele gewinnen. Da reichen ein paar Runs.“

Nationalität
swe SWE
Position
Outfield
Alter
39
B/T
L/R
Größe
188
Gewicht
95
Doch ist es keine Anfängermannschaft, die morgen bei den Capitals antritt. Boldts Average (.471) ist größer als die von Goebel, Peter Johannessen (.415) ist nicht weit hinter dem Bonner. Die 29 Runs und 30 RBIs der League Leaders des Nordens erreichen unsere Besten ebenfalls – freilich hatten wir vier Spiele mehr als die Nordklubs. Unsere 34 Homeruns sind deutlich mehr als die 16 der Capitals. In den Durchschnittswerten sind beide Teams mehr oder weniger gleichauf. Daher geht unser Team mit respektvollem Selbstvertrauen in die Topspiele: „Wir freuen uns, dass wir uns direkt mit dem Besten im Norden messen können“, sagt Boldt. „Wir haben uns seit unseren Duellen 2013 und 2015 mit ein paar Spielern verstärkt. Bei den Capitals ist die Mannschaft von den Namen her ziemlich gleich geblieben, aber auch sie werden sich verbessert haben. Es ist schwer zu sagen, was uns wirklich erwartet. Wir werden es am Samstag sehen, hinterher wissen wir mehr.“

Uns werden weiterhin die drei Verletzten fehlen. Jan-Niclas Stöcklin kann jede Woche etwas mehr werfen. „Es geht voran“, sagt Boldt, „das ist die Hauptsache.“ Eine Prognose über das Comeback des Nationalspielers kann der Coach jedoch noch nicht geben. Es wird noch Wochen dauern. Kevin Kotowskis Verletzung kann konservativ behandelt werden; eine Operation war nicht nötig. „Wir hoffen, ihn am Ende der Interleague oder am Anfang der Playoffs wieder dabeizuhaben“, sagt Boldt. „Aber ist es dasselbe wie bei allen: Wir müssen abwarten. Im Moment können wir nur hoffen.“ Mit Marcel Schulz rechnen wir in der Interleague ohnehin nicht. Doch haben die Spiele gegen die Torandos am Ende der Bundesliga Süd gezeigt, dass Boldt auch ohne drei Leistungsträger eine gegen einen Playoff-Teilnehmer, der sich noch Hoffnungen auf die Süd-Vizemeisterschaft gemacht hatte, konkurrenzfähige Mannschaft aufstellen konnte.

Dennoch bleibt der Coach vorsichtig. „Wir stehen einigermaßen gut da“, sagt Boldt, „wollen natürlich eine gute Platzierung erreichen, aber nicht auf Teufel komm raus, nicht um jeden Preis. Tim Stahlmann und Riley Barr mussten sehr viel leisten und wir müssen gucken, dass wir sie nicht überstrapazieren. Der Fokus liegt klar auf den Playoffs. Dann müssen wir mit der bestmöglichen Aufstellung antreten, dafür müssen alle gesund sein. Das ist das Ziel. Wir wollen uns vorher nicht die Finger verbrennen, wir wollen keine weiteren Verletzten. Die Interleague-Spiele nehmen wir natürlich trotzdem ernst.“ cka / Fotos: Tanja Szidat

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