Die Batting Average von Nici Weichert (am Schlag) und die Schnelligkeit von Kevin Kotowski (gleich an der Homeplate) inspirierten Max Boldt zu einer neuen Lineup, die gegen die Heideköpfe durchaus gut aussah
Shane Salley vervollständigt mit seiner Ruhe und Effizienz am Schlag das Herz der Lineup – und gibt dem unteren Drittel eine weitere Möglichkeit für RBIs

Ein bisschen seltsam, ein bisschen ungewohnt sah unsere Lineup ja schon aus am Wochenende. Kevin Kotowski, seit 2013 absolut unumstrittener Leadoff-Hitter, schlug an Position vier. Nici Weichert, ebenfalls seit Jahren als neunter Hitter so etwas ähnliches wie ein zweiter Leadoff, kam direkt nach Kotowski dran – zwei Spieler, die sich über lange Zeit vor allem durch ihre Schnelligkeit bewährt hatten, standen so auf den beiden wichtigsten RBI-Positionen. Peter Johannessen, Max Boldt und Austin Gallagher rückten dafür jeweils einen Platz nach vorne, die übrigen vier (Shane Salley, Tim Kotowski, Lennard Stöcklin und Marcel Schulz) eins nach hinten. Seltsam, ja, ungewohnt – aber mit Hintergedanken.

Nationalität
ger GER
fin FIN
Position
Outfield
Alter
33
B/T
L/R
Größe
183
Gewicht
82
Denn Max Boldt reagierte damit auf eine durchaus nicht ganz erwartete Entwicklung innerhalb unserer Offensive. „Wir haben oft Läufer auf Base, viele Läufer“, erklärt der Coach, „aber wir haben es nicht geschafft, auch viele Punkte daraus zu machen.“ Zählen wir die bisherigen 18 Saisonspiele durch, finden wir tatsächlich 48 Mainzer Runner, die von der dritten Base nicht gescort haben, im Schnitt mehr als fünf pro Doppelspieltag. Die meisten von ihnen hatten keine große Chance, ihren Run zu vollenden, hatten im Inning schon zwei Aus angesehen, mussten auf eine letzte Gelegenheit warten, die nicht kam. Und immerhin scorten 59 Runner von der dritten Base aus (die 62 anderen starteten von der zweiten Base oder noch weiter hinten und mussten unterwegs zur Homeplate nicht an der dritten Base Pause machen). Aber es gab auch Situationen wie die von Nici Weichert, der im zweiten At Bat der Saison Kevin Kotowski mit einem Triple von der ersten Base heimschickte, bei keinem Aus selbst auf der Drei stand, und am Ende des Innings, ein Flyout und zwei Strikeouts später, direkt ins Dugout musste, nicht über die Homeplate laufen durfte. Hätte Weichert gescort, hätten wir zumindest nicht 1:2 gegen die Tornados verloren. Zwanzig Situationen gab es, in denen Runner bei weniger als zwei Aus auf der dritten Base stand und trotzdem nicht scorte.

Hieraus entwickelte Boldt den neuen Ansatz. „Ich wollte das Spiel anders gestalten“, erklärt der Coach. „Peter, Austin und ich, wir kommen ja häufig auf Base. Wir kriegen Walks, wir hauen auch mal Doubles, wir kommen einfach auf Base. Und Kevin und Nici haben in dieser Saison eine gute Average“ – Kevin mit .320 eine sehr solide Zahl, nicht die beste seiner Karriere, aber dennoch eine, die deutlich über seinem Karriere-Durchschnitt liegt; Weichert ist in seinem elften Bundesligajahr erstmals über .300, mit einer ganz erstaunlichen .362 in der Offensivform seines Lebens. „Die beiden hauen viele Basehits“, analysiert Boldt, „sie bringen Punkte rein.“ Und bringen weiterhin einen Vorteil für diejenigen, die hinter ihnen kommen (sowie hinter Shane Salley, der mit AVG .324 und SLG .456 das mittlere Drittel der Lineup sehr gut vervollständigt): „Die Hitter auf Position sieben bis neun brauchen so nicht immer zwei bis drei Hits, um einen Punkt zu machen“, erklärt Boldt. „Kevin und Nici können in der Mitte der Lineup auch mal eine Base stehlen, das macht es einfacher, sie heimzubringen. Sie sind einfach schnell.“

Nationalität
ger GER
Position
Infield
Alter
32
B/T
R/R
Größe
170
Gewicht
72
Leicht gemacht hat sich Boldt die Entscheidung nicht: „Kevin ist immerhin einer der besten Leadoffs in Deutschland.“ In dieser Saison hat’s erst dreimal geklappt, in vergangenen Jahren unzählige Male, dass aus Kotowskis ersten At Bat des Spiels unser erster Run wurde. „Er hat die Average“, erklärt der Coach, „er hat die Geduld, er ist auch bei zwei Strikes noch gefährlich, er ist einfach total oft auf Base.“ Diese Stärken nimmt Boldt dem Team durch die Umstellung, Peter Johannessen muss das nun kompensieren. Boldt wollte es ausprobieren. Und nach dem ersten Spiel noch kein Zwischenfazit ziehen; es sei zu früh, nach nur einer Begegnung über Erfolg oder Misserfolg des neuen Ansatzes zu reden. Immerhin: „Wir haben sieben Runs gemacht.“

Nationalität
usa USA
Position
Outfield
Alter
31
B/T
R/R
Größe
178
Gewicht
93
Vorherige Vereine
Und zehn im zweiten Spiel, in dem es für Kotowski und Weichert fast immer Runner auf den Bases gab, in dem wir auch im dritten Inning, das Kotowski wie lange gewohnt als Leadoff begann, zweimal scorten, in dem die beiden zusammen in zehn Versuchen drei Hits und vier Walks sammelten, also eine Batting Average von .500 erreichten. Und in dem sie es Shane Salley ermöglichten, mit zwei Hits vier RBIs zu sammeln, in dem auch Martin Kipphan als Siebter zwei RBIs hatte, auch Timmy Kotowski als Achter einen Kollegen über die Platte schickte.

„Wir müssen das ja nicht in jedem Spiel so machen“, sagt Boldt. Ulli Wermuth, sein Vorgänger und der Coach unseres nächsten Gegners, wird es registriert haben, wird sicherlich diesen Artikel lesen. Mit welcher Taktik aus dem nun vergrößerten Repertoire sein Ex-Verein ihm am Freitag und Samstag begegnen wird, das wird er vorab nicht wissen. Text und Fotos: cka

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