Kurz geriet die angekündigte Überraschung im achten Inning in Gefahr. Doch der grandiose Riley Barr rettete die Führung ins neunte und über das neunte hinaus.

Ergebnisse

Mannschaft123456789RHE
Neptunus010011030661
Athletics25000000-784
Details zum Spiel
Manchmal sollte man einfach auf seinen Präsidenten hören. Denn der hat’s geahnt, der hat’s gespürt, der hat’s gerochen. „Wart’s mal ab“, hat Hartmut Schäfer am Vormittag noch gesagt. „Das wird heute eine Überraschung.“ Unser Bundesligateam spielte ein paar Stunden später gegen den niederländischen Rekordmeister (17 Titel, zuletzt 2013, 2014, 2015, 2016), gegen den achtmaligen Europokalsieger der Landesmeister (zuletzt 2015), gegen Curacao Neptunus aus Rotterdam. Hatte nach dem 7:17 gegen die Rouen Huskies natürlich keine Chance (hieß es). Und gewann: 7:6 nach achteinhalb Innings.

Nationalität
ger GER
Position
Pitcher
Catcher
Infield
Alter
36
B/T
R/R
Größe
183
Gewicht
99
Vorherige Vereine
Den Ansatz für die Partie hatte Max Boldt gestern bereits angekündigt: „Ich denke, die Jungs sind alt genug, hatte er gesagt, „sie haben schon genug Baseball gespielt, dass sie wissen, was jetzt zu tun ist. Wir dürfen uns nicht so sehr fertig machen lassen. Morgen ist ein neues Spiel, wir gehen mit guter Einstellung rein und gucken, dass wir es besser machen.“ Und so kam’s. „Wir haben uns nicht verunsichern lassen“, sagte der Coach. „Wir sind mit viel Selbstbewusstsein ins Spiel reingegangen, weil wir wussten: Das läuft nicht nochmal so wie gestern. Man kann natürlich nicht von vornherein erwarten, so ein Spiel zu gewinnen. Ich wusste, dass wir nicht chancenlos waren, aber es war immer noch ein sehr guter Gegner, gegen den wir uns über einen Sieg sehr, sehr freuen müssen.“

Die Grundlage war einer frühe, deutliche Führung durch den Grand Slam Homerun von Boldt im zweiten Inning. Dazu kam eine nicht immer fehlerfreie, aber in den entscheidenden Situationen sehr sichere Defense. Entscheidend aber war das Pitching von Riley Barr. „Riley hat einen Riesenjob gemacht“, lobte Boldt seinen Starter. „Gegen europäische Top-Hitter hat er richtig gut geworfen.“ Das überraschte die Niederländer total. „Die hätten nicht gedacht, dass sie so viele Probleme mit ihm haben“, sagte Boldt.

Nationalität
usa USA
Position
Pitcher
Alter
32
B/T
R/R
Größe
191
Gewicht
95
Vorherige Vereine
Vier Runs scorte Neptunus bis zum Anfang des achten Innings. Den ersten, im zweiten Inning zum 2:1, aus eigener Kraft mit einem Double und einem RBI-Single. Die anderen drei hingen unmittelbar mit Errors zusammen; zweimal schaffte es ein Spieler, der an der ersten Base hätte aus sein können, durch einen Fehlwurf direkt bis zur dritten Base. Davon abgesehen kam es kaum vor, dass unsere Defensive mal einen Runner auf die zweite Base ließ. Barr warf immer mal wieder seinen Strikeout, die Verteidiger bekamen selten gefährliche Bälle. Und erst als nur noch ein Aus fehlte, um auch aus dem achten Inning mit einer deutlichen Führung herauszukommen, wirkte Barr kurz angreifbar. Ein Walk – Runner auf der ersten und der zweiten Base. Ein Single – Bases loaded. Ein 2-RBI-Single (und eine gestohlene Base hinterher) – 7:6, zwei Runner kurz vor dem Ausgleich. Ein Strikeout. Die Führung hielt.

„Wäre in dem Inning der Rückstand gekommen, hätte ich ihn ausgewechselt“, sagte Boldt. „Aber Riley war sehr motiviert. Der wollte das fertig machen.“ Und machte es fertig, gab den Niederländern im neunten Inning nichts Brauchbares: Ball 1, Strike 1, Flyout im Rightfield. Strike 1, Strike 2, einfaches Aus von Shortstop Nici Weichert mit Martin Kipphan. Ball 1, Schlag ins Rightfield, wo Peter Johannessen nicht allzu viele Schritte machen musste, um auch den letzten Ball des Spiels sicher zu fangen.

„Die vier Errors, die sind ärgerlich“, sagte Boldt. „Und wir haben uns auch ein bisschen auf den sieben Runs ausgeruht. Das machen wir viel zu oft.“ Jeff Hunt hatte die ersten beiden ermöglicht, mit einem 2-RBI-Single für Nici Weichert und Max Boldt im ersten Inning. Das zweite eröffneten Martin Kipphan und Marcel Schulz mit zwei Basehits, Kevin Kotowski und Weichert holten sich die Walks – das reichte schon für das 3:1. Boldts krachender Schlag über das lange Regensburger Leftfield brachte uns gar 7:1 in Führung. Der junge Starter Misja Harcksen durfte noch gegen Johannessen werfen (Walk), dann war schon Schluss für den Pitcher.

„Neptunus hat ein bisschen Verletzungspech“, klärte Boldt auf. „Ich glaube, dass sie im Moment zwei richtig gute Starter für drei Gruppenspiele haben. Sie haben gesehen, dass wir mit der 10-Rune-Rule gegen Rouen verloren haben, und haben ihren zweiten Mann aufgespart. Das ist halt das Problem bei solchen Turnieren, wenn man nicht so viele Pitcher hat. Wir hatten Glück, dass uns der Starter so gut lag.“ Jan Tomek, der ehemalige Regensburger, übernahm und kam ohne weitere Runs aus dem Inning, wurde dann ebenfalls ausgewechselt. Mike van den Berg, ebenfalls kein Stammspieler, übernahm für fünf Innings. „Und der ist ein Pitcher, wie wir sie in der Bundesliga schon ganz oft gesehen haben“, sagte Boldt. „Der war nicht besonders gut. Das kann nicht sein, dass wir gegen ihn keinen einzigen Run machen, das geht nicht. Ein paar Kritikpunkte habe ich. Aber im Großen und Ganzen bin ich super stolz und super zufrieden mit den Jungs!“

Und jetzt? „Müssen wir herausfinden, was am meisten Sinn macht für den weiteren Verlauf“, sagte Boldt. Bereits morgen, 11 Uhr, geht es gegen den italienischen Meister UnipolSai Bologna, der gestern gegen Neptunus 6:12 verloren hat, heute Rouen in einem 6,5-Innings-No-Hitter 14:0 abfertigte. „Ich werde mir die Tabelle ansehen, ich werde mir auch den Modus noch einmal ansehen“, kündigte der Trainer an. „Bei uns haben viele Pitcher geworfen. Riley und Tim Stahlmann werden wohl erst am Sonntag wieder pitchen können. Jeff Hunt startet morgen. Yannic Wildenhain hat noch nicht geworfen, Timmy Kotowski hat noch nicht geworfen, Lenny Stöcklin hat wenig geworfen. Wenn das Spiel morgen früh aus dem Ruder läuft, dann sparen wir uns Lenny für Samstag auf, wenn’s eng wird, werden wir ihn morgen schon einsetzen. Auch das hängt von den anderen Spielen ab.“

Warten wir’s ab, freuen wir uns einstweilen über eins der größten Spiele unserer Vereinsgeschichte. cka / Fotos: Tanja Szidat

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