Eine Menge Gesprächsbedarf gab es in Heidenheim – nach der harten Woche war die Bestform für Manchen einfach nicht in Reichweite.
Nick Mosier gab deswegen sein Bundesligadebüt; in 2.1 Innings hinterließ der 17-Jährige einen guten ersten Eindruck.

Himmelfahrtskommando muss man es nicht gleich nennen. Klar ist natürlich, dass unter den vorherrschenden Bedingungen „Tabellenführer“ kein Synonym für „Topfavorit“ war. So ist es kein Wunder, dass unser Bundesligateam in Heidenheim zum ersten Mal in dieser Saison gesweept wurde, und es spricht für die Mannschaft, dass sie nach dem 0:11 am Freitag, keine 48 Stunden nach dem harten Acht-Stunden-Sweep in Haar, am Samstag zwar eine weitere Niederlage kassierte, aber eine, über die sie sich ärgern durfte, weil es auch hätte gut gehen können.

Ergebnisse

Mannschaft123456789RHE
Athletics000000000074
Heideköpfe10111313-11111
Details zum Spiel
„Die Belastung war schon hoch“, nahm Max Boldt sein Team in Schutz. „Wir hatten viele Spiele, wir hatten auch die weitesten Fahrten, das war recht ungünstig. Teilweise mussten wir ja am Donnerstag und am Freitag arbeiten“ – ein paar Spieler konnten im Süden bleiben und fuhren von Haar direkt nach Heidenheim, einige aber kamen erst spät in der Nacht nach Mainz zurück und hatten überhaupt keine Regenerationszeit. „Das hat einigen ein bisschen in den Knochen gesteckt“, sagte Boldt. „Wir waren ein bisschen müde. Es war auch noch enorm kalt, das hilft alles nichts. Aber da muss man durch.“

Am Freitag gelang das nicht. Die Mannschaft richtete keine Katastrophe an, auch wenn das Ergebnis so etwas andeutet, „aber meiner Meinung nach war es ein knapperes Spiel, als das 11:0 aussagt“, fand Boldt. „Heidenheim hat ziemlich gut gespielt, hat oft den Leadoff auf die Base bekommen und das jedes Mal ausgenutzt. Mit Läufer in Scoring Position haben sie gefühlt immer etwas Positives geschafft.“ Es war eher eine schleichende Niederlage, die erst in der Schlussphase so deutlich wurde; fünf Innings lang zogen die Heideköpfe uns aber den Boden in aller Ruhe, aber auch aller Konsequenz unter den Füßen heraus. Ein Run im ersten, einer im dritten, einer im vierten, einer im fünften Inning ließen die Führung immer höher werden, da half es auch nichts, dass Tim Stahlmann in seinen fünf Innings einmal keinen und zweimal nur einen Hit abgab. Da halfen die drei Strikeouts hintereinander im kurzen vierten Inning nicht viel, weil der Leadoff einen Homerun geschlagen hatte. Um in Heidenheim, beim wahrscheinlich stärksten Gegner im Süden, zu bestehen, braucht man einen guten Tag. Ein mittelmäßiger Tag reicht nicht.

Erst recht nicht, wenn die Offensive nicht einmal den hat. Ohne den verletzten Austin Gallagher schafften wir in acht Innings sieben Hits, immerhin zwei im ersten, zwei im vierten, zwei im letzten, aber für Runs reichte das nicht. Mit Gallagher wäre das Spiel sicherlich knapper geworden. „Aber ich glaube nicht, dass er zwölf Punkte gemacht hätte“, stellte Boldt klar. So einfach kann man es sich auch nicht machen. „Am Anfang waren wir noch im Spiel drin, aber Mike Bolsenbroek hat uns sehr kurz gehalten, kaum Fehler gemacht, einfach seine Klasse gezeigt.“

Nationalität
ger GER
usa USA
Position
Infield
Alter
22
B/T
R/R
Größe
172
Gewicht
70
In der Schlussphase, beim Stand von 0:4, brachte Boldt einen Quasi-Debütanten auf den Mound. Nick Mosier, der im Juni erst 18 Jahre alt wird, hatte vor zwei Jahren mal eine späte Einwechslung als Offensivspieler, nach der er keinen Pitch mehr sah, weil das Spiel vorher schon vorbei war. Seine Karriere als Bundesliga-Pitcher begann recht gut; nach drei drei At Bats hatte Mosier schon einen Assist für ein Aus an der dritten Base und einen Strikeout stehen, allerdings hatten da, begünstigt durch zwei Fehler im Infield, auch schon zwei Runner gescort.

„Heidenheim hat einige Punkte geholt, an denen Mosier nicht schuld war“, sagte Boldt. „In der Verteidigung haben wir nicht mehr gut gespielt, so dass er mehr Aus machen musste als unter normalen Bedingungen. Aber er hat seine Sache sehr gut gemacht. Nick wird nicht nervös, er zieht sein Ding durch, wirft viele Strikes und hat gezeigt, dass er auf dem Niveau mithalten kann. Genau das wollen wir von so einem jungen Spieler haben.“

Peter Johannessen kommt nach mäßigem Saisonbeginn in Schwung. In Heidenheim schlug er einen unserer beiden Homeruns.
Yannic Wildenhain warf als Reliever fünf Innings. „Das kann man nicht von jedem erwarten“, sagt Max Boldt.

Ergebnisse

Mannschaft123456789RHE
Athletics0311031009144
Heideköpfe14120220-12122
Details zum Spiel
Thomas Fitzgerald hatte im zweiten Spiel keinen guten Tag. „Das war ein bisschen schade“, sagte Boldt, „aber bei ihm war es die Belastung.“ Der Australier hatte noch die 98 Pitches vom Mittwoch im Arm, hatte nicht die Pause, die er gebraucht hätte. „Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn er Heidenheim im zweiten Inning einfach hätte hauen lassen“, sagte der Coach – vier Walks nacheinander bei zwei Aus und zunächst zwei, dann drei besetzten Bases gaben den Heideköpfen die Führung sofort zurück, die sie gerade durch Kevin Kotowskis 3-RBI-Double verloren hatten. Vielleicht hätten die Top-Hitter der Heideköpfe, Gary Owens und Simon Gührung, dann einen Grand Slam Homerun gehauen. „Vielleicht hätten wir das dritte Aus in der Verteidigung gemacht“, sagte Boldt. „Thomas war nicht auf dem Niveau, das wir gewöhnt sind, aber das ist klar“, erklärte der Coach. „Er stand unter sehr hohe Belastung, aber er hat es fürs Team gemacht. Das muss man anerkennen. Er hat keine Entschuldigung gesucht, hat sich nicht rausgeredet, hat sein Ding gemacht. Es war nicht sein bestes Spiel, aber den Umständen entsprechend in Ordnung.“ 4:6 stand es, als Fitzgerald nach drei Innings und über 80 Pitches vom Mound ging; der zweite Durchgang hatte den Count zu schnell in die Höhe getrieben. Verloren war es noch nicht. Die Solo-Homeruns von Peter Johannessen und Timmy Kotowski zum 4:5 und 5:6 hielten uns im Spiel, und im sechsten schafften wir mit drei kleinteiligen, komplizierten Runs den Ausgleich zum 8:8.

Nationalität
ger GER
Position
Pitcher
Alter
25
B/T
R/R
Größe
186
Gewicht
95
Die Defensive fehlte aber auch im diesem Spiel etwas zu sehr. „Ich finde sogar, dass man noch ein paar Errors mehr hätte scoren können“, sagte Boldt. „Wir haben ja auch ohne Austin gut geschlagen. Wir hatten fünfzehn Hits und neun Punkte gegen gutes Pitching, das ist eine sehr, sehr gute Leistung. Aber wir haben zu wenige Runs verhindert. Dabei hat Yannic gut geworfen.“ Yannic Wildenhain hatte im vierten Inning übernommen und warf das Spiel zu Ende. „Es war ein bisschen schade, dass er im ersten Inning zwei Runs abgegeben hat“, sagte Boldt – die zum 5:8 -, „aber danach hat er im Großen und Ganzen den Gegner relativ kurz gehalten. Fünf Innings kann man nicht von jedem Reliever erwarten, aber Yannic wird immer sicherer. Bei ihm weiß man: Wenn er gut reinfindet, kann er lange werfen. Als Reliever muss man rein und Strikes werfen. Die Schlagmänner müssen zeigen, dass sie sich auf den neuen Arm einstellen können. Und das macht Yannic gut. Er versucht nicht, um sie herum zu werfen, er riskiert keine Walks, er attackiert die Hitter.“ Errors verhindern, das kann halt kein Reliever.

„Aber wir haben die Woche überstanden“, sagte Boldt. „Wir haben Haar mit dem Sweep auf Abstand gehalten, das ist sehr wichtig. Ich hätte mir natürlich gewünscht, dass die Spiele nicht so knapp werden. Wir haben sehr viele Punkte gemacht, aber auch viele zugelassen, dadurch mussten manche Pitcher mehr werfen, als mir lieb ist. Jetzt werden wir uns auf Regensburg vorbereiten. Danach sind die weiten Fahrten vorbei. Wir werden versuchen, die Routine in der Verteidigung zurückzufinden und offensiv am Ball zu bleiben. Es ist einfach wichtig, dass wir in der zweiten Saisonhälfte konstant gut spielen.“ cka / Fotos: cka, Kalle Linkert, Steffen Marg.

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