Schon beim Kurzauftritt am Freitag überzeugte Yannic Wildenhain. Am Samstag hielt der junge Reliever dem Druck der Legionäre eindrucksvoll stand.

Oh, es war knapp am Ende. Die Führung war da, sie hielt, aber sie hielt gerade so. Sie hing an einem ganz dünnen Fädchen, und die Legionäre wollten sie sich schnappen, wollten sie umwerfen, wollten das Unmögliche, wollten den Sweep gegen die Mannschaft, die sich nicht sweepen lässt. Von 3:9 waren sie auf 5:9 herangekommen, im siebten Inning. Das potenzielle 6:9 war zu drei Vierteln fertig, das 7:9 zur Hälfte, das mögliche 8:9 stand am Schlag, das mögliche 9:9 ließ schon am Dugout den Schläger durch die Luft sausen.

Pitcherwechsel.

Ergebnisse

Mannschaft123456789RHE
Athletics2030013009141
Legionäre300000400782
Details zum Spiel
„Leider hatte Connor Little ein paar Schwierigkeiten, ins Spiel zu kommen“, erklärte Max Boldt. Der Starter warf zu viele Balls, ließ schon im ersten Inning drei Mann kampflos auf die Bases, alle drei scorten. Die 2:0-Führung, die die Basehits von Peter Johannessen, Austin Gallagher und Shane Salley gebracht hatten, war futsch. Und hätte auch noch aus einem ganz anderen Grund nicht futsch sein müssen. Die beiden Walks, der Wurf gegen den Körper des Angreifers hätten nicht wehtun müssen, nach dem 2:0 hatten wir bei einem Aus drei Mann unterwegs, brachten sie aber nicht durch, steckten zwei Strikeouts ein. Auch ein Grund, warum wir auf einmal einem Rückstand nachlaufen mussten. „Aber er hat dann gut reingefunden und wir haben ja relativ schnell geantwortet“, analysierte der Coach weiter, immerhin. Im dritten Inning hatten wir nach Basehits von Boldt selbst, Salley und Kevin Kotowski die gleiche Situation wie schon im ersten Durchgang, kassierten durch Stöcklins Strikeout zum zweiten Mal das zweite Aus, aber Martin Kipphan ließ sich diesmal nicht auch wieder wegschicken, sondern schlug schon den ersten Pitch zum 3-RBI-Double und zur 5:3-Führung ins Outfield. „Das ist ja das Ding“, sagte Boldt. „Wir haben ja eine gute Mannschaft. Es kann immer mal passieren, dass einer einen schlechten Schlag macht oder ausstriket. Aber es ist wichtig, dass dahinter einer kommt, der keine Angst hat, das dritte Aus zu werden, sondern dann halt sein Double haut. Das ist unsere Stärke: Wir haben von 1 bis 9 gute Hitter. Und das haben wir gezeigt.“

Nationalität
ger GER
Position
First base
Alter
40
B/T
R/R
Größe
177
Gewicht
107
In einer ungewohnten Aufstellung: Der gewohnte Leadoff Kevin Kotowski spielte diesmal in der unteren Mitte der Batting Order. „Ich wollte gegen den linkshändigen Pitcher die Lefties auseinanderzerren“, erklärte Boldt. In der üblichen Aufstellung hätte nur Nici Weichert die vier Linkshänder Timmy und Kevin Kotowski, Johannessen und Gallagher unterbrochen, nun schlugen sie an zweiter, dritter, sechster und neunter Position. „Außerdem wollte ich Kevin die Möglichkeit geben, mit Leuten auf der Base an den Schlag zu kommen. Und er hat ein gutes Spiel gemacht, er hatte Anteil an den Big Innings.“ Hatte Anteil daran, dass es irgendwann 9:3 stand, mit 14:3 Hits nach sechseinhalb Innings.

„Aber es ist ja schon immer so gewesen“, sagte Boldt, „in Regensburg ist ein Spiel nie abgeschrieben. Die haben schon viele Comebacks geschafft, die geben nicht auf. Gerade in Heimspielen geben die nicht auf. Am Ende ist es noch spannender geworden als erhofft…“ Denn Little ließ irgendwann doch ein bisschen nach, sah im siebten Durchgang noch das erste Aus, ein Play von Lennard Stöcklin mit Timmy Kotowski. Warf dann zum zweiten Mal Matt Vance ab, kassierte einen Basehit, warf einen Walk, musste ein 2-RBI-Double einstecken zum 9:5. Und hatte Runner auf der zweiten und der dritten Base.

Pitcherwechsel also. Little ging vom Mound, Yannic Wildenhain machte weiter.

Ergebnisse

Mannschaft123456789RHE
Athletics1030100005111
Legionäre20003014-10121
Details zum Spiel
Dessen Auftritt am Vorabend war kurz. 5:6 lagen wir zurück, als Wildenhain als Reliever für Jake Watts ins Spiel kam, 5:6 lagen wir zurück, als er nur vier At Bats später (unterbrochen von einem kurzen Offensivinning) an Stöcklin übergab. Und nicht weil er schlecht gewesen wäre: Matt Vance hatte er direkt ausgestriket, Mitch Stephan nichts Brauchbares gegeben, mit wenigen Pitches dieses siebte Inning zwei Aus gemacht, das siebte Inning flott beendet. Im achten einen Basehit abgegeben, das erste Aus geschafft. „Regensburg hatte den siebten Run auf der zweiten Base“, erklärte Boldt den frühen Wechsel. „Ich wollte unseren Closer bringen“, Lennard Stöcklin, den Spezialist für solche Situationen. Drei Aus hatte Wildenhain erledigt, drei Aus, die Stöcklin nicht mehr erledigen musste. Um die fünf Aus, die noch fehlten, sollte er sich kümmern, „auch weil wir dadurch die Chance hatten, Yannic im zweiten Spiel noch für mehrere Innings zu haben. Und in der Hoffnung, dass Lenny den Runner nicht scoren lässt. Hinterher kann man sagen: hätte man besser anders gemacht…“

Das erste Aus hatte Stöcklin schnell erledigt, zwar ging beim dritten Strike der Ball kurz verloren, aber der Wurf von Catcher Boldt kam schnell genug an die erste Base. Eins noch, um aus dem Inning zu kommen, vier insgesamt, der Runner inzwischen auf der dritten Base. Der folgende Walk war noch kein großes Problem, die Lücke war ja frei. Und doch kam das dritte Aus letztlich zu spät. Erst gab es zwei Basehits und das 5:8, dann einen Error und anstelle eines letzten offensiven Aufbäumens das 5:9, dann noch einen Basehit und das 5:10.

Nationalität
ger GER
Position
Pitcher
Alter
25
B/T
R/R
Größe
186
Gewicht
95
„Drei Punkte aufholen, das wäre mental etwas anderes gewesen als fünf“, sagte Boldt. Das 5:6 hätte man wohl noch umwerfen können, im letzten Angriffsinning mit Peter Johannessen, der tatsächlich ein Double schlug, mit Gallagher, der schon wieder drei Hits geschlagen hätte, mit Boldt und Salley. Ein 5:8 hätte man damit vielleicht umwerfen können. Das 5:10 war zu deutlich. „Regensburg hatte ein bisschen Glück in dem Inning, nicht jeder Ball war hart gehauen. Wir hatten den Fehler in der Verteidigung, den die gnadenlos ausgenutzt haben. Da kam alles zusammen. Aber das ist Baseball“, sagte Boldt. Der Kunstgriff mit dem schnellen zweiten Pitcherwechsel hatte nicht funktioniert.

Aber er hatte Wildenhain im zweiten Spiel beim Stand von 9:5 und zwei gefährlichen Runnern nochmal auf den Mound gebracht, mit nicht allzuvielen Pitches vom Vorabend im Arm. Die Runner scorten, beide. Durch einen Basehit und durch einen Bunt, den der Reliever immerhin selbst zum zweiten Aus fieldete. Das dritte Aus folgte sofort. Beide Runner hatten gescort, aber sonst keiner. Das potenzielle 8:9 kam nur bis zur dritten Base und nicht weiter, der potenzielle Ausgleich kam nur bis zur zweiten.

Vorletzte Chance, den zehnten Run draufzulegen. Klappte nicht – drei schnelle Aus. Aber auch drei schnelle Aus in der Defense, ein Play im rechten Infield, ein Catch im Leftfield, einer beim Shortstop. Letzte Chance, den zehnten Run draufzulegen, wieder nichts. Zwei Walks brachten Timmy Kotowski und Gallagher auf den Weg, aber dazwischen hatte es schon zwei Flyouts gegeben, danach das dritte. Zurück in die Defensive, noch drei Aus…

Gegen die Legionäre, die noch lange nicht aufgegeben hatten. Die mit zwei Singles loslegten. Ein Bunt sollte die Runner weiterschieben, sollte den Ausgleich auf die zweite Base bringen, aber der Ball sprang ein bisschen zu hoch, ein bisschen zu weit, Wildenhain sprang ihm entgegen, den Mound hinunter wie einst Keigo Miyagi – Diving Catch, erstes Aus, keine Bewegung auf den Bases. Vielleicht der Schlüsselmoment. Denn der Grounder zur dritten Base, der die Runner dann doch ein bisschen weiter brachte, war dadurch schon das vorletzte Aus. Und der Walk, der nun die Bases vollpackte, vielleicht sogar wertvoller für uns als für Regensburg. Denn er gab der Defensive fürs letzte Aus die freie Auswahl. „Das Wichtigste in so einer Situation ist halt, dass man sich nicht verrückt macht“, sagte Boldt. „Man muss einfach seine Pitches werfen. Und das hat geklappt. Wir haben unseren Groundball bekommen.“ Einen Hoppler zu Nici Weichert, der mit einem kurzen Wurf zu Lennard Stöcklin das Spiel beendete. Wir hatten ein bisschen Glück in dem Inning, den versprungenen Bunt, den wir gnadenlos ausnutzten. Auch da kam ein bisschen was zusammen. Auch das ist Baseball: Manchmal klappt’s. cka

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